ZOOMmüde?

Haben Sie genug von den vielen Zoom- oder MS Teams-Meetings? Die schlechten Nachrichten zuerst: Sie werden weiterhin fester Bestandteil Ihres Arbeitsalltags sein und die Corona-Pandemie hat die Anzahl der Videomeetings in die Höhe schnellen lassen. Auch Psychologen nehmen zunehmend die Auswirkungen, die sie bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hinterlassen, wahr. Die guten Nachrichten: Sie können Gewohnheiten ändern, um den negativen Effekt von Videomeeting-Marathons abzufangen. Meine Tipps, wie Sie unnötigen Stress vermeiden und mit Videokonferenzen umgehen können, finden Sie in diesem und in meinen nächsten Beiträgen “Wie Sie Online Meetings rocken 1.0“ und „2.0“.

Wissenschaftlich bestätigt: Zoom Fatigue

Das Human Interaction Lab der Stanford University nennt das Phänomen "Zoom Fatigue " (Zoom-Müdigkeit). Vor kurzem veröffentlichte das Labor eine Studie zum Thema, die davor warnt, dass das Mosaik an Gesichtern, mit denen wir an einem Stuhl gefesselt aus nächster Nähe interagieren, sowie die Schwierigkeiten, die nonverbale Sprache unserer Gesprächspartner zu lesen, Stress verursachen. Verstärkt wird dieser, weil wir zur gleichen Zeit ihren Blicken ausgesetzt sind und dabei ständig unser eigenes Bild sehen.

Spieglein, Spieglein im PC, warum tut mein Antlitz mir so weh?

Der Studienautor, Jeremy Bailenson, vergleicht es mit der Unbehaglichkeit im Fahrstuhl, wo ungeschriebene Regeln über die Distanz zu Fremden gebrochen werden und die natürliche Reaktion ist, den Blick abzuwenden, um den Augenkontakt zu minimieren und die übermäßige Nähe zu kompensieren. "Bei Zoom ist das Gegenteil der Fall. In einem normalen Meeting, egal wer spricht, schauen sich alle direkt in die Augen", erklärt er. Nicht nur das, der virtuelle Aufzug ist auch ein riesiger Spiegel, in dem wir uns selbst reflektiert sehen. Für Bailenson ist das, als ob uns ein Assistent einen achtstündigen Arbeitstag lang begleitet und dabei einen Spiegel mitträgt, in dem wir während der gesamten Arbeitszeit unser Gesicht sehen.

Warum ist das negativ? Die ständige Selbstevaluation kann laut der Studie stressig sein. In keiner Feldstudie wurde untersucht, was passiert, wenn diese Exposition Tag für Tag über Stunden anhält. "Zoom-Benutzer und Zoom-Benutzerinnen sehen Reflexionen von sich selbst mit noch nie dagewesener Häufigkeit und Dauer (außer für diejenigen, die in Tanzstudios voller Spiegel arbeiten)", erklärt der Forscher.

Die Lösung ist simpel: Ändern Sie Ihre Video-Einstellungen so, dass Sie sich selbst nicht sehen.

An den Stuhl gefesselt

Ein weiteres Ärgernis, dessen sich die Mitarbeiter in der Telearbeit nicht immer bewusst sind, ist, dass Videokonferenzen eine statische Form der Kommunikation sind, die im Gegensatz zu Telefon- oder Face-to-Face-Gesprächen kein gleichzeitiges Gehen erlaubt, was sie weniger natürlich macht.

Auch der Kommunikationsaufwand ist höher als bei einem Telefonat. Die Studie der Stanford University beruft sich auf Experimente, die belegen, dass Menschen in einer Videokonferenz mit 15 % höherer Lautstärke sprechen, und weist darauf hin, dass die fehlende körperliche Nähe durch übertriebene Kopfbewegungen, durch eindringlicheres Nicken oder durch das Starren in die Kamera kompensiert wird. Außerdem ist es schwieriger und dadurch ein zusätzlicher Aufwand für uns, die Mimik und Gestik der anderen zu deuten.

Die Verwendung einer externen Tastatur, um den Abstand zum Bildschirm zu vergrößern, die Verkleinerung des Zoom-Fensters auf dem Monitor, das regelmäßige Ausschalten der Kamera, wenn Sie gerade nicht sprechen, und ein wenig Bewegung im Raum gehören zu den Tipps, um diese Ermüdung zu verringern. In meinem nächsten Beitrag „Wie Sie Online-Meetings rocken 1.0“ gehe ich genauer darauf ein, wie Sie als Host den Teilnehmenden Stress in Online-Meetings ersparen und Ihre Meetings Kracher werden.

Titelbild: Unsplash License, Chris Montgomery

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Steffen Bernd
March 26, 2021

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