Heute habe ich ein Präsenztraining gegeben – aus meiner Sicht lief es gut, und doch war es nicht optimal. Der Kunde hatte es seinen Mitarbeiter:innen freigestellt, ob sie in Person oder per MS Teams teilnehmen wollten. Mein Fazit: Hybridveranstaltungen sind die schlechteste Option. Warum? Weil diejenigen, die am Rechner sitzen, einfach nicht die gleiche Erfahrung haben. Die Kamera bleibt aus, man multitaskt, nimmt nur halbherzig teil. Das ist keine Kritik, sondern eine wertfreie Beobachtung.
Während der Corona-Zeit war ich davon überzeugt, dass Unternehmen nicht mehr zu Präsenztrainings zurückkehren werden. Ich habe mich geirrt. Trotz der finanziellen und technologischen Vorteile von Remote-Trainings zieht es viele Menschen zurück in den Seminarraum. Warum? Diese Frage verdient eine nähere Betrachtung.
Auf den ersten Blick sprechen viele Argumente für Remote-Trainings:
Trotzdem gibt es einen Haken. Eine befreundete Professorin erzählte mir, dass ihre Studierenden zwar keine Lust auf ein Fernstudium haben, aber dennoch jeden Tag spontan entscheiden, ob sie zur Vorlesung kommen oder online teilnehmen. Das Ergebnis? Die physische Präsenz in den Vorlesungssälen nimmt rapide ab.
Die zentrale Frage ist: Was macht den Unterschied aus? Warum sollte jemand den Mehraufwand betreiben, zu einem Training zu reisen, statt es remote zu konsumieren?
Es geht um den Lernprozess selbst.
Lernen funktioniert nicht durch reines Konsumieren von Inhalten. Gerald Hüther betont immer wieder: Lernen findet dann statt, wenn es emotional ist. Wenn eine Beziehung zu Trainer:innen, Mentor:innen oder Coaches aufgebaut wird, wenn Respekt und Wertschätzung entstehen. Dann ist Lernen nachhaltig.
Weitere entscheidende Faktoren:
YouTube-Videos und TED-Talks sind unterhaltsam, aber echtes Lernen passiert erst, wenn wir Inhalte verarbeiten, reflektieren und anwenden.
Hybrid klingt verlockend, ist aber in der Praxis häufig eine Katastrophe. Diejenigen, die vor Ort sind, haben eine andere Dynamik als die, die online teilnehmen. Trainer:innen müssen ständig zwischen zwei Welten vermitteln – mit dem Ergebnis, dass niemand richtig abgeholt wird. Online-Teilnehmer:innen können sich nicht so aktiv einbringen, geraten ins Hintertreffen. Deshalb bin ich überzeugt: Hybrid ist die schlechteste aller Optionen.
Sowohl Remote- als auch Präsenztrainings können hervorragend sein – oder eine reine Zeitverschwendung. Entscheidend ist das Trainingskonzept:
Es gibt nicht die eine richtige Antwort. Die Entscheidung zwischen Remote-First und Präsenztraining hängt von vielen Faktoren ab: Lernzielen, Trainerkompetenz, Gruppendynamik. Remote funktioniert hervorragend, wenn es interaktiv und lebendig gestaltet wird. Präsenz macht dann Sinn, wenn es um intensive Interaktion und tiefergehendes Lernen geht.
Eines ist jedoch sicher: Hybrid-Formate sind oft eine Notlösung, die selten das Beste aus beiden Welten vereint. Wer effektives Lernen ermöglichen will, muss sich bewusst für eines der beiden Formate entscheiden und es exzellent umsetzen.
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