Neulich kam ein etwas resigniertes Projektmitglied ins Büro uns sagte zu mir: „Wir haben alles noch schlimmer gemacht - wir haben es verscrumpelt!“Er bezog sich dabei auf recht komplizierte IT-Controlling-Aufgaben und Prozesse zwischen drei Organisationen. Mich hat es aber insofern getroffen, als dass er die Wortschöpfung „verscrumpelt“ ja nicht ohne Grund aus dem Hut zauberte. Offensichtlich empfand er die Veränderungen, die durch die Einführung von Scrum ausgelöst wurden, als negativ. Und das erlebe ich nicht zum ersten Mal. Bei dem Versuch, so einfache Abläufe und Beziehungen wie Scrum sie vorsieht, einzuführen, werden die hoch regulierten Strukturen und lange gewachsenen und ausdetaillierten Prozesse grundsätzlich in Frage gestellt. Vor der Veränderung hat das System in Bezug auf Agilität nicht gut funktioniert, aber es war im Gleichgewicht und hatte einen Weg gefunden, mit den Aufgaben umzugehen.Nun verändern wir ein kleines Teil im Getriebe oder Uhrwerk und die Auswirkungen sind enorm. Und dabei kann man nicht mal alle Auswirkungen vorhersehen und wird daher das eine oder andere Mal überrascht. Was wir für die Softwareentwicklung fordern, gilt in diesem Falle auch für die Organisationsveränderung. Neue Prozesse entstehen, indem man sie ausprobiert und lernt. Das kann in den ersten Anläufen frustrierend sein und so wirken, als wenn man alles noch schlimmer macht. Vor allem für Menschen, die klare Strukturen brauchen und alles vorab bis ins kleinste Detail durchdenken und planen wollen, stellt diese Vorgehensweise eine Herausforderung dar.In solchen Fällen versuche ich, den Anspruch der Personen auf die Optimierung des Prozesses oder der Rahmenbedingungen zu lenken. Skizzen des „optimalen“ Prozesses und die Visualisierung der Stellen, wo es momentan noch „kracht“, können die Enttäuschung der Personen konstruktiv werden lassen.Ich habe dann vorgeschlagen, dass wir gemeinsam versuchen, die neuen Prozesse so zu verbessern, dass wir sagen können, wir haben sie „verscrummed“ und nicht „verscrumpelt“. Seitdem biegt sich die die Frustrationskurve allmählich in eine Steigerung des Level of Done nach jeder Iteration. Vielleicht hilft uns ein Board, auf dem wir die Prozesse und Abläufe unter „verscrumpelt“ sammeln und nach und nach Richtung „verscrummed“ bewegen. Das würde die Impediments schön transparent und wahrscheinlich handhabbarer machen. Mal sehen, was der Kollege davon hält.