Als Treibende der Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft müssen die Banken sich selbst transformieren. Finanzdienstleister spielen dabei eine Schlüsselrolle, um den Herausforderungen unserer heutigen Zeit gerecht zu werden. Damit das gelingen kann, brauchen wir als treibende Kraft in den Banken die Mitarbeit des Top Managements. Stellt dieses die ersten, niedrigschwelligen Weichen bereits heute, dient es den Mitarbeitenden als ein handlungsleitender Nordstern für eine Transformation hin zu einer nachhaltigeren Organisation.
Fünf Tipps für einen solchen Einstieg finden Sie hier in diesem Artikel.
Die Zeit zu handeln ist jetzt!
Dass wir mit unser Wirtschaftsweise in einer Sackgasse gelandet sind, brauchen wir heute nicht mehr zu diskutieren. Expert:innen weltweit warnen, dass unser Ressourcen-Verbrauch und unsere Treibhausgas-Emissionen nicht zukunftsfähig sind.
In den öffentlichen Raum gelangen diese Erkenntnisse durch Berichte des Club of Romes, dem UN Millenium Ecosystem Assessment, oder dem Dasgupta Review. Die Art, wie wir produzieren und konsumieren muss stärker in Richtung Nachhaltigkeit gelenkt werden. Denn Treibhausgas-Emissionen nehmen weiter zu, so dass wir bereits jetzt eine um 1,2 Grad Celsius höhere Durchschnittstemperatur als zu Beginn der Industrialisierung haben.
Neben dem Temperaturanstieg ist das Thema Biodiversität in diesem Zusammenhang eines der größten Probleme, welches wir als Gesellschaft angehen müssen. (Mehr zum Thema Biodiversität in einem Artikel von meiner Kollegin Ssonja Peter und in einem Podcast mit Boris Gloger).
Wir befinden uns also bereits an dem kritischen Punkt, an dem gehandelt werden muss, um weitere lebensnotwendige Systeme nicht unwiderruflich zu zerstören. Der beste Zeitpunkt zu handeln war gestern, der zweitbeste ist heute. Stellen wir auf privater, politischer und institutioneller Ebene aber heute die richtigen Weichen, dann können wir eine Entwicklung anstoßen, für die uns zukünftige Generationen danken werden.
Der private Finanzsektor als maßgeblicher Treiber von Veränderung.
An einem großen Hebel dieser Weichen sitzen Banken und Finanzinstitute. Auch die politische Agenda sieht Banken in der Pflicht. So werden diese beispielsweise in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und dem Klimaabkommen von Paris adressiert. Denn durch die Steuerung von Finanzflüssen privater und institutioneller Investoren in nachhaltige Aktivitäten kann der Finanzsektor den Weg in eine nachhaltigere Zukunft maßgeblich mitgestalten. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist nicht nur eine Anpassung der Bewertungskriterien von Investitionen notwendig, sondern auch eine Anpassung der Zusammenarbeit innerhalb der Institutionen. Bestehende, historisch gewachsene Strukturen hinken häufig den benötigten Standards hinterher und können – wenn überhaupt – nur schwer den heutigen Anforderungen gerecht werden.
Transformation der Transformierenden:
Um als maßgeblicher Treiber der Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu fungieren, müssen sich Banken selbst transformieren. Um einerseits zukunftsfähig zu bleiben und sich von der Konkurrenz abzusetzen und andererseits diese Verantwortung wahrnehmen zu können, müssen zukunftsträchtige Entwicklungen frühzeitig erkannt und darauf Antworten in Form von innovativen Lösungen und neuen Produkten und Dienstleistungen gegeben werden.
Immer wieder beobachte ich in meinem Projektalltag, dass sich Banken hier schwertun. Interne Strukturen sind nicht auf Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit, sondern auf Stabilität und Robustheit ausgelegt. In der Eigenwahrnehmung wird daher oft das Bild eines Tankers bemüht. Masse und Schwerfälligkeit erschweren es, den aktuellen Marktanforderungen gerecht zu werden, dabei sind – zumindest an den richtigen Stellen – oft Schnellboote gefragt.
Wir bezeichnen diese Schnellboote als agil arbeitende Teams, in denen die Kompetenz und der Handlungsspielraum liegt, angesprochene Innovationen voranzutreiben und benötigte Strukturen selbst anpassen und gestalten zu können. Einen großen Mehrwert bieten agile Arbeitsweisen hier in Innovations- und Produktentwicklungsteams, aber auch andere Bereiche profitieren von alternativen Formen der Zusammenarbeit.
So wird mein Team bei borisgloger consulting beispielsweise zunehmend für die Einführung agiler Arbeitsweisen in der internen Revision angefragt. Das Ziel ist es hier, die beteiligten Bereiche zu befähigen, ESG-Risiken frühzeitig zu erkennen, bemessen und überprüfen. Die interne Revision spielt dabei eine entscheidende Rolle. (Nähere Informationen hierzu finden Sie in dem Artikel meiner Kollegin Sonja Eberle).
Mit kleinen Schritten starten:
Die Übernahme der großen Verantwortung beginnt im Kleinen. Gerade bei einem Thema wie Sustainable Finance kann das schon mal zu einem Gefühl der Überforderung führen. Das ist normal und so geht es vielen Akteuren einer Branche, wenn grundlegende Paradigmenwechsel ins Haus stehen. Der Schlüssel ist es, hier klein anzufangen und sukzessive in die Nachhaltigkeitsverantwortung hineinzuwachsen.
Im Folgenden stelle ich 5 Möglichkeiten vor, um sich der Verantwortung mit kleinen Schritten zu nähern:
Think big, start small!
So groß die Herausforderung auch scheint, so unverschämt einfach ist die Herangehensweise. Insbesondere das Management sollte dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert einräumen, sie sollte groß gedacht werden und in keinem Strategiepapier mehr unerwähnt bleiben.
Dennoch: In einem Umfeld, in dem Chaos herrscht und sich die Anforderungen und Technologien rapide ändern können (Stacey Matrix), bleibt Akteuren nichts anderes übrig, als klein zu starten und auf Sicht zu fahren. Die Erkenntnisse kommen von allein und mit der richtigen Begleitung kann eine schlagkräftige, motivierte Truppe einiges auf die Beine stellen. Und das kann sogar richtig Spaß machen.
Bildquelle: Daniel Öberg on Unsplash