Agile Management-Frameworks wie Scrum sind Diagnose-Systeme. Sie zeigen nicht, wie die Arbeit gemacht werden soll, sondern unterstützen Teams und Organisationen dabei, herauszufinden, wo die Probleme liegen. Ob wir diese dann Bottlenecks, Impediments, Waste oder Engpässe nennen, ist völlig irrelevant.
Entscheidend ist: Kanban, Lean, Six Sigma, Scrum, OKR, Lean Startup, SAFe, LeSS, Design Thinking – sie alle weisen uns, also Teams und Organisationen, darauf hin, wohin unser Blick gehen sollte. Wohin unsere Aufmerksamkeit gerichtet werden muss, damit wir die eigentliche Arbeit tun.
Und das kann ganz trivial sein. Wenn ich einen Bericht schreiben soll und dazu die Assistentin des Chefs brauche, diese mir aber erst in vier Wochen einen Termin gibt, dann ist klar, dass ich meinen Job diese Woche nicht fertigbekomme. Also – was tue ich, um das nächste Mal den Termin mit der Assistentin früher zu bekommen? Vielleicht helfen Methoden wie Flashworking. Vielleicht reicht es aber auch, den Termin rechtzeitig auszuschicken.
Am Ende zeigen sie – und hier fängt der wirklich nervige Teil an –, dass wir nicht das tun, was nötig wäre, um den Job zu erledigen. In jeder Organisation, die ich bisher erlebt habe, egal ob auf Team-, Abteilungs-, Bereichs- oder Organisationsebene, gibt es ein bestimmendes Problem: Priorisierungen werden nicht gemacht. Wir reagieren dann mit Methoden wie agilem Portfoliomanagement, um das Fehlen von Fokus durch mangelnde Priorisierung zu lösen. Doch agiles Portfoliomanagement weist auch nur darauf hin, wie man es schneller und besser machen könnte. Priorisiert werden muss trotzdem – Entscheidungen müssen getroffen werden.
Mehr war es nicht. Ach ja – klar fällt dann auf, dass viele Bottlenecks, Impediments und viel Waste nicht physikalischen Gesetzen geschuldet sind, sondern fehlenden Entscheidungen, Machtmissbrauch, Fehlverhalten oder manchmal schlicht Schusseligkeit. Das ist unbequem – und genau deshalb mag man Diagnosen im Grunde nicht. Wer stellt sich schon gerne auf die Waage? Wir wissen alle, dass wir uns mehr bewegen oder das nächste Stück Süßigkeiten nicht essen sollten.
Scrum, Kanban und Co. verschreiben leider keine Pillen. Sie sagen: Beseitige endlich den wahren Root Cause deines Problems.
Priorisiere!
Ändere dein Führungsverhalten!
Rede mehr mit deinem Team!
Verändere veraltete Prozesse!
Sprich mit deinem Kunden!
Verbessere die Infrastruktur!
Trenne dich von deinem Lieferanten, der nicht schnell genug liefert!
Die Liste ist endlos. Doch leider ist diese Erkenntnis in vielen Organisationen nicht gewollt – denn dann würde klar werden: Es wird nicht getan, was getan werden müsste.
Wenn ihr mehr über agiles Arbeiten lernen wollt, stöbert gern in der Wissensecke auf unserer Website oder schaut bei Linkedin vorbei.