Es klingt so einfach: Das Team trifft sich jeden Tag 15 Minuten vor dem physischen oder virtuellen Taskboard und bespricht, was gestern gemacht wurde, heute gemacht wird und wo es Hindernisse gibt. Dabei schieben die Teammitglieder die Tasks von einer Spalte zur nächsten, um ihren Arbeitsfortschritt sichtbar zu machen.
Doch so einfach, wie es sich liest, ist es dann doch nicht: Der ScrumMaster wird unausgesprochen zum Verantwortlichen für das Taskboard und verschiebt einen Task nach dem anderen in den nächsten Arbeitsschritt. Die Teammitglieder berichten an den ScrumMaster, was mit den einzelnen Tasks passiert ist und zählen auf, an welchen Meetings sie teilgenommen haben.
Die Kommunikation fühlt sich an wie Pingpong, denn jede:r spricht nur mit dem ScrumMaster. Manchmal kommt es vor, dass nicht ein einziger Task den nächsten Schritt erreicht, und so wird überhaupt kein Fortschritt erkennbar. Am Ende stellt der ScrumMaster noch fest, dass er/sie am meisten gesprochen hat – deshalb konnte er/sie auch nicht so richtig raushören, woran nun gearbeitet wird und wo es Hindernisse gibt. Und überhaupt waren beim virtuellen Daily wieder einmal sämtliche Kameras nicht aktiviert. Nur die Stimmen drangen aus der Dunkelheit des Teams-Calls. Kennen Sie das? Wenn ja, dann habe ich hier ein paar Tipps, wie das Daily wieder einen echten Mehrwert für ein Team schaffen kann.
Das Daily unterstützt dabei, die geplante Arbeit im Team abzustimmen, und dabei den Arbeitsfortschritt auf dem Weg zum Sprint-Ziel sichtbar zu machen. Am Daily nehmen in erster Linie die Entwickler:innen und der ScrumMaster teil. Die Entwickler:innen können selbst entscheiden, welche Struktur oder Technik sie für das Daily nutzen wollen, solange die Arbeit für den Tag gemeinsam geplant wird und der Fokus auf dem Erreichen des Sprint-Ziels liegt.
Das Daily soll dabei helfen, die Kommunikation zu verbessern, Hindernisse zu identifizieren, die schnelle Entscheidungsfindung zu fördern und zusätzliche Abstimmungstermine zu vermeiden. Der ScrumMaster hat im Daily die Aufgabe, gut zuzuhören, den Fortschritt des Teams zu beobachten sowie die Hindernisse zu erkennen und zu verstehen, die den Fokus und die Leistungsfähigkeit des Teams beeinträchtigen. Das Daily dauert immer 15 Minuten und um Komplexität zu reduzieren, findet es täglich zur selben Uhrzeit am selben Ort statt.
Was können Sie nun als ScrumMaster tun, um das Daily wieder zu einem Event mit Sinn und Ergebnis zu machen?
Gehören die berühmten drei Fragen immer in jedes Daily? Ich bin der Meinung, dass jedes Team selbst überlegen sollte, welche Fragen einen Mehrwert für die tägliche Abstimmung bringen. In einem Team, mit dem ich gerade arbeite, haben wir für uns folgende vier Fragen festgelegt:
Dabei gehen wir nicht dogmatisch vor, sondern ermöglichen mit den Fragen ein Gespräch untereinander. Um die eingangs erwähnte Pingpong-Kommunikation zu vermeiden, hilft es, wenn der ScrumMaster Fragen stellt, die ein zusätzliches Gespräch unter den Teammitgliedern anregen, wie beispielsweise: Wie könnt ihr den Task gemeinsam erledigen? Um die tägliche Abstimmung übersichtlich zu strukturieren, kann vor allem bei virtuellen Teams die Kreisarbeit helfen, denn dadurch ist jedem Teammitglied die Reihenfolge des Sprechens klar. Ein weiteres Highlight für das Daily ist es, wenn Sie die Teammitglieder dazu einladen, die fertiggestellten Tasks zu zeigen und dabei das direkte Feedback von den Kolleg:innen einzuholen.
Wenn die Teammitglieder immer ihre Kameras deaktiviert haben, sollten sie das Team bitten, die Kameras einzuschalten. Als ScrumMaster können Sie selbst dann Ihre Kamera deaktivieren, damit klar wird, dass Sie keine aktive Rolle im Daily einnehmen werden.
Alle, die bereits als ScrumMaster Dailys begleitet haben, haben bestimmt schon erlebt, wie unerfüllend dieses Event sein kann, obwohl es so einfach klingt und es irgendwie dann doch nicht ist. Diese Ideen sollen eine Hilfe sein, um diese täglichen 15 Minuten in eine richtig gut investierte Zeit zu verwandeln.
Titelbild: Priscilla Du Preez, Unsplash