Innovationen passieren über Nacht

22:50 Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Fünf Leute visualisieren Plakate, sortieren Salzstangen und kühlen hippe Szenegetränke. Was sich hier anhört wie die letzten Minuten vor einer guten Party, ist das Bild in einem Automobil-Produktionswerk in Deutschland. Gleich werden die Meister der Dauernachtschicht in das hauseigene InnovationLab kommen. Hier wird das Lab als Inkubator für individuelle Ideen der Mitarbeiter aus dem Werk verstanden – und genutzt. Raum, Devices, methodische Unterstützung, technische Kapazitäten und ein Startkapital werden bereitgestellt und innerhalb von wenigen Wochen wird damit die Idee als Prototyp am Band erprobt. Ein Kreis von Anwendern und Kollegen kann dann entscheiden, ob es sich lohnt weiter daran zu arbeiten. Da Innovationen aber nicht nur am Tag passieren, sollen Arbeitsweise, Mindset und die vielen Möglichkeiten der eigenen Partizipation in der Innovationskeimzelle auch an die Menschen kommuniziert werden, die, wie sie selbst sagen, „abgekapselt vom restlichen Unternehmen leben“.23:00 Die Flaschenhälse zischen, das Gemurmel wird lauter und der Raum, der normalerweise kleinen Projektteams als Arbeitsfläche dient, füllt sich langsam. Der Product Owner des InnovationLabs eröffnet die Nacht. Im Anschluss verteilen sich die rund 40 Meister auf drei Marktstände, an denen jeweils ein Gastgeber bereits positioniert ist. Statt Rock ’n’ Roll und Popmusik gibt es hier zum einen allgemeine Informationen über das Labor selbst und seine Mitstreiter, zu den verschiedenen Varianten, eigene Ideen einzubringen und zu verwirklichen, und zu einem Beispielprodukt, das in diesem Lab entwickelt wurde und nun bereits produktiv im Großteil des Werks zur Tagschicht genutzt wird.23:25 Der letzte Tausch zwischen den Marktständen wird eingeläutet. Die Fragen werden konkreter und die Ideen, die in diesem kleinen Rahmen bereits sprudeln, werden auf unterschiedlichen Post-its festgehalten. „Wie kann ich meine Ideen schnell erproben?“, „Trotz Nachtschicht sind Menschen bereit, crossfunktional mit mir an meiner Idee zu arbeiten?“, „Ich möchte das vorgestellte Produkt auch für meine Schicht verwenden“ oder „Ich agiere gern als Test-User für zukünftige Entwicklungen“. Schnell wird klar: Die Nachteulen sind keine Kinder von Traurigkeit. Hier stecken Potenziale und Kompetenzen, die man nicht ungenützt lassen sollte.23:40 Das Team rund um das InnovationLab räumt die letzten leeren Flaschen weg und ist ganz erfreut über die positive Resonanz. Trotz anfänglicher kritischer Blicke auf die bunten Papierwände und Sitzhocker konnte die Gruppe wieder einmal zeigen, dass Menschen tatsächlich etwas bewegen und verändern wollen, wenn man ihnen nur den richtigen Rahmen aufspannt. Bei zukünftigen Innovationsentwicklungen wird bestimmt das ein oder andere Mal die Nacht zum Tag.

Automotive
Agile Toolbox
Produktentwicklung
Hardware
Innovation
Lisa Zenker
October 13, 2017

Table of content

Diesen Beitrag teilen

Das könnte auch interessant sein:

Die transformative Kraft spielerischer Methoden in agilen Transformationsprozessen
BG

Die transformative Kraft spielerischer Methoden in agilen Transformationsprozessen

Agile Produktentwicklung und Product Ownership – Warum werden Produkte immer noch klassisch aufgesetzt?
BG

Agile Produktentwicklung und Product Ownership – Warum werden Produkte immer noch klassisch aufgesetzt?

Scrum by the book - Die Power agiler Prinzipien
BG

Scrum by the book - Die Power agiler Prinzipien

Organisieren für das Dringliche – oder der Verlust des Wesentlichen
BG

Organisieren für das Dringliche – oder der Verlust des Wesentlichen

Agile im Jahr 2025: Die Weiterentwicklung einer bewährten Methode
BG

Agile im Jahr 2025: Die Weiterentwicklung einer bewährten Methode

Statt einer Rezension – OKR als Rezept
BG

Statt einer Rezension – OKR als Rezept

Strategie als Praxis: Wie Sie Ihre Organisation nachhaltig transformieren
BG

Strategie als Praxis: Wie Sie Ihre Organisation nachhaltig transformieren

Scrum als Motor für Wissenstransfer und kontinuierliches Lernen
BG

Scrum als Motor für Wissenstransfer und kontinuierliches Lernen

Scrum als Treiber von Diversität und Inklusion: Innovation durch Vielfalt
BG

Scrum als Treiber von Diversität und Inklusion: Innovation durch Vielfalt

FRAGE: Warum macht ihr eigentlich kein SAFe®?
Boris Gloger

FRAGE: Warum macht ihr eigentlich kein SAFe®?

FRAGE: Was würdet ihr Kund:innen raten, die mit denselben Herausforderungen, wie BG sie aktuell hat, zu euch kommt?
Boris Gloger

FRAGE: Was würdet ihr Kund:innen raten, die mit denselben Herausforderungen, wie BG sie aktuell hat, zu euch kommt?

FRAGE: Wie wird darüber entschieden, welche:n Berater:in wir bekommen? Können wir die Berater:innen vorher kennenlernen?
Boris Gloger

FRAGE: Wie wird darüber entschieden, welche:n Berater:in wir bekommen? Können wir die Berater:innen vorher kennenlernen?