Wir werden häufig gefragt, ob die Unternehmen alle Mitarbeiter:innen in agilen Methoden schulen sollten? Unsere Antwort ist immer – ja alle. Am besten vom Vorstand bis Servicemitarbeiter:in. Sicher – die Trainings müssen entsprechend auf die jeweiligen Arbeitsbereiche und Positionen im Unternehmen abgestimmt sein. Doch wissen, worum es bei agilem Arbeiten, bei New Work und visuellen Management geht, sollten alle.
Wir vertreten die Auffassung, dass der Widerstand gegen ein neues Verhalten, gegen eine neue Form des Arbeitens fast immer damit zusammenhängt, dass Menschen nicht wissen, was auf sie zukommt. Sie kennen sich im Neuen nicht aus. Sie wissen nicht, was von ihnen erwartet wird und sie fühlen sich unwohl, weil sie es noch nicht selbst umsetzen können. Und machen wir uns nichts vor: Unternehmen sind keine geschützten Räume, in denen man als Mitarbeiter:in etwas einfach mal ausprobieren kann oder zugeben kann, dass man sich noch nicht zutraut das Neue umzusetzen.
Und de facto haben die meisten Menschen keine profunden Kenntnisse darüber, wie agiles Arbeiten funktioniert. Wir sind fast alle klassisch sozialisiert worden und unsere Vorbilder sind es auch.
Fast niemand hat in der Schule, im Kindergarten oder während der Ausbildung gelernt, was agiles Management ist. Erst jetzt arbeiten Consultants mit einigen wenigen Grundschüler:innen und bringen ihnen bei, wie man mit Aufgabenboards als Schüler:in auch selbstorganisiert lernen kann. Siehe Scrum4Schools.
Die meisten Menschen in den Unternehmen haben noch nie etwas von Scrum und Kanban, SAFe und OKRs gehört. Dazu kommt noch, dass – sollte der eine oder andere bereits von Kolleg:innen und Freund:innen etwas dazu erfahren haben, die unterschiedlichsten Vorstellungen existieren – jeder versteht unter New Work und agilem Denken derzeit etwas anderes. Dazu braucht man nur mal auf Linked:in ein wenig zu recherchieren.
Wie finde ich mich im Dschungel der Trainingsangebote zurecht. Mache ich ein agiles Training oder eine Scrum Master Zertifizierung? Soll ich lieber zu Product Owner Schulung oder zum SAFe Training gehen? Welche Trainings soll ich für meine Firma einkaufen?
Die Antwort ist heute nicht mehr so einfach, wie vor 20 Jahren zu beantworten, weil es so viele unterschiedliche Anwendungsgebiete und Spezialisierungen gibt.
Zunächst schauen wir uns doch mal die verschiedenen Fragestellungen an, die ich mit einem Training lösen will.
Es lohnt sich jede:n Mitarbeiter:in in ein agiles Info-Training zu schicken. Diese Trainingsformate heißen im Allgemeinen Agile 101 oder Agile Intro Workshops. Sie sind oft zwischen 3h bis 6h lang. Sie informieren über die Rollen und das Prozessmodell und zeigen oft schon einmal wichtige Ideen wie das Taskboard oder die Retrospektive.
Diese Formate waren für die Personen gedacht, die Scrum in das Unternehmen bringen wollten. Für Teamleiter:innen und Projektmanager:innen, die ihr Projekt ab sofort mit Scrum durchführen wollen. In zwei Tagen bekommt diese Person ein umfassendes Bild darüber, was Scrum wirklich macht und wie man es implementiert. Wie man Probleme im Team löst und wie die einzelnen Meetingformate und Begriffe zu verstehen sind. Das Ziel dieses Trainings ist Scrum anwenden zu können und es dem eigenen Team erklären zu können.
Dieselbe Variante des Trainings gibt es für alle gängigen Management-Frameworks also für OKRs, Kanban, Design Thinking und Scrum.
Eine Variante dieses Trainings gibt es für die Product Owner, hier wird detailliert erklärt, wie sich die Rolle des Product Owner auswirkt, mit welchen Tools dieser das Stakeholder-Management durchführen kann und wie er zum Beispiel eine Vision für das Team erarbeitet.
Die Führung dieses Teams sollte ein ScrumMaster Training haben und entweder dann das Team selbst ein bis zwei Tage trainieren oder sich von einem Dienstleister:in dieses Team-Training einkaufen. Alle Mitarbeiter:innen des Teams müssen nach 1 bis 2 Tagen in der Lage sein zu verstehen, warum sie jetzt so arbeiten sollen. Gute Didaktik hilft und auch dieses Investment ist notwendig – ob mit einem Externen gestafft oder intern ist zweitrangig.
Wieder gilt: Alle Führungskräfte, Teamleiter:innen sollten das Framework trainiert haben, dass sie dort nutzen. Egal ob es MyScaled Agile, LeSS, SAFe oder ein anderer Skalierungsframework ist. Die Personen, die exponierte Rollen haben, sollten alle das gleiche Verständnis haben.
Wir bieten für diesen Fall das My Scaled Agile Training an oder auch die entsprechenden SAFe Trainings.
Dann muss der Rest des Projektteams ebenfalls wieder 1 bis 2 Tage in dem gesamten Modell ausgebildet werden.
Die Führungskräfte der Organisation, allen voran der Vorstand oder die Geschäftsleitung, brauchen ebenfalls ein Training
Hier gibt es verschiedenste Formate:
Neben diesen klassischen Methodentrainings ist es dann notwendig auch Fähigkeiten zu Leadership, Teamcoaching, Facilitation und Change Management zu erwerben.
Hier ist meine Empfehlung auch in diesem Fall auf Anbieter:innen zuzugreifen, die aus dem agilen Beratungsumfeld kommen. Agile Leadership Skills und agiles Change Management sind beispielsweise doch anders von ihrer Grundhaltung als die traditionellen Ansätze. Es mag sich das eine oder andere Mal nur um eine Nuance handeln, doch diese ist am Ende entscheidend bei der Anwendung und dem Erfolg.
Titelbild: iStock/JLco - Julia Amaral