Freitag, der 13. März. Der letzte Tag, an dem wir uns in unserem Unternehmen für eine lange Zeit alle persönlich – anfassbar – sehen sollten. Denn dann kam der Lockdown. Für Unternehmer, Unternehmerinnen und Unternehmen beginnt ein neues Morgen. Keiner weiß, was es bedeutet und wo es endet. Wir haben uns gedacht: So wie uns geht es doch vielen Unternehmerinnen und Unternehmern? Wie gehen die vor?
Was machen Sie als Unternehmer oder Unternehmerin, wenn das Umfeld unbestimmter und die Zukunft oder die Absatzkanäle für Ihr Produkt kaum mehr vorhersehbar sind? Gängige Literatur oder Professor Stacey würde zunächst sagen: Dann sind Sie im Chaos. Jetzt hilft nur noch ausprobieren und schnelles Feedback sammeln.Zurzeit schaffen alle Unternehmer und Unternehmerinnen, die ich kenne, eines sehr beeindruckend: Krisenmanagement! Das heißt: Liquiditätsplanung und -sicherung, Optionenbewertung, Mitarbeitergespräche, Kunden- und Lieferantengespräche. Aber was kommt im nächsten Schritt? Für uns war das der Zeitpunkt, zu dem wir – ein klassisches KMU – zunächst versucht haben, zu erraten, wo es hingeht und zu erahnen, was unsere Kunden von uns brauchen und wie wir uns danach aussrichten können. Und dann haben wir das gemacht, was wir als agile Organisation schon immer leben und Kunden immer wieder empfehlen: Netzwerke aufbauen, die schlauer sind, als man alleine sein kann, um Probleme zu lösen.Beim Remote-Unternehmensfrühstück kam die inspirierende Diskussion zwischen Boris (Gloger), Alexander (Krieg) und mir auf: Jeder kannte Unternehmer und Unternehmerinnen (Entrepreneure und Intrapreneure), die sich täglich neu erfinden, das, was sie sich überlegen, auch umsetzen und von denen wir viel halten. Und das war für uns der Schlüssel: sich mit denen zu treffen (virtuell) auf Basis von Sympathieketten. Das heißt, es gibt eine direkte Vertrauensbasis, über die man offen seine Probleme teilt, weil man ja an einem Tisch sitzt mit Menschen, die man kennt und weil man weiß, dass es um Inhalte geht, die am Tisch bleiben.
Es klingelte und der Postmann übergab ein Packet. Da waren zwei Weine drin: ein Rotwein, ein Weisswein. Beim ersten Stammtisch im Mai, der dazu diente, unterschiedliche Perspektiven zur „Großwetterlage“ zu diskutieren, brachte Stephanie (Doering) die erste Unternehmer-Geschichte mit ein. Ihr Geschäftsmodell beinhaltet ein Produkt: die Weinverkostung, bisher natürlich eher analog. Und wir durften erleben, wie sich das anfühlt. Sie schilderte, wie sie dieses Produkt strategisch neu ausrichtete „auf remote“. (Achtung, remote heißt: Man verkostet deutlich weniger Alternativen – maximal zwei Weine, die vorab zugesendet werden – dafür aber intensiver. :))So tauschten wir uns aus, mit diversen Perspektiven und unterschiedlichsten Zukunftsszenarien, die wir alle sahen. Von: „Ich habe noch nie so viel Geld investiert“ bis hin zu „Innenstädte werden sterben, dann hilft kein Geschäftsmodell mehr“ und „Was heißt es, wenn 10 Millionen Menschen arbeitslos sind? Wir kommen in die größte Krise seit 1929!“Das Feedback am Schluss ermutigte uns, den Rahmen für das Entstehen eines Netzwerkes fortzuführen:
Sind Sie auch als Entrepreneurinnen/Intrapreneure gerade dabei, viel auszuprobieren? Tauschen wir uns aus! Keiner kennt gerade die richtigen Lösungen, und nur der Diskurs mit den richtigen Menschen eröffnet Lösungsräume. Was sind Ihre Gedanken zur aktuellen Situation? Ich freue mich über Ihr Feedback zu meinem Beitrag hier und auf Social Media.
#2 – Erste Erkenntnisse aus Corona
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