Viele von uns haben bereits mit Design Thinking (DT) gearbeitet, in einem Workshop selbst erlebt oder zumindest davon gehört. Es ist beliebt, obwohl es leider noch viel zu selten korrekt eingesetzt wird. Doch trotz Milliardeninvestitionen und wachsendem Einsatz in Unternehmen herrscht weiterhin Unklarheit darüber, was genau DT bewirkt und wie dieser Effekt entsteht. Ja, anekdotisch ist es tatsächlich so, dass das ein oder andere Team mit Hilfe von Design Thinking einen Durchbruch hatte. Und ich selbst bin tief von DT überzeugt, denn in vielen Fällen hat es uns sehr dabei geholfen neue Produkte zu entwickeln.
Jetzt gibt es eine Dissertation von Selina Luise Mayer. Sie bietet hier erhellende Einsichten, die uns helfen, das Potenzial von Design Thinking tiefer zu verstehen und gezielt zu nutzen.
Die Forschung von Mayer, die an der Universität Potsdam im Fachgebiet Design Thinking und Innovationsforschung entstand, liefert uns klare Hinweise darauf, dass die Wirkung von Design Thinking weit über oberflächliche Ergebnisse hinausgeht. Basierend auf qualitativen Interviews und einer systematischen Literaturrecherche strukturiert Mayer die Wirkung auf zwei Ebenen: Die Organisation und den einzelnen Mitarbeitenden.
Auf organisationaler Ebene bestätigt Mayer, was wir als Praktiker oft erleben: Die Messung der Wirkung von Design Thinking ist eine echte Herausforderung. Finanzielle Kennzahlen, Kundenzufriedenheit und Innovationsindikatoren allein greifen oft zu kurz. Die Gründe liegen in der Natur von DT: Strategische Ziele sind oft diffus, Ergebnisse explorativ, und die qualitativen Erkenntnisse passen selten in die Schablonen herkömmlicher Kennzahlen – und oft werden deshalb die tollen Erkenntnise in Unternehmen doch nicht umgesetzt. Also, wie könnten wir besser messen, ob DT etwas gebracht hat. Mayer schlägt daher vor, dass Organisationen ihren Ansatz zur Wirkungsmessung verändern müssen: Autonome Zielsetzung, transparente Berichterstattung und qualitative Erfolgsindikatoren können helfen, die tatsächliche Wirkung besser zu erfassen.
Auf individueller Ebene enthüllt die Dissertation spannende neue Aspekte. Design Thinking verändert nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch, wie wir unsere Arbeit wahrnehmen und gestalten. Zwei zentrale Erkenntnisse sind hier besonders interessant: Erstens ermöglicht DT Mitarbeitenden, ihre Grenzen (Boundary Management) aktiv zu managen. Es fördert psychologische Sicherheit, erleichtert Experimentierfreude, stärkt Netzwerke und steigert Autonomie. Zweitens bietet DT die Möglichkeit, den eigenen Job gezielt zu gestalten (Job Crafting), indem Mitarbeitende ihre Aufgaben, Beziehungen und Arbeitsinhalte bewusster steuern und dadurch ihren Beruf erfüllender erleben können.
Aus theoretischer Sicht liefert Mayer drei zentrale Mechanismen, die erklären, wie DT seine Wirkung entfaltet: Integration, Engagement und Enablement. Diese Mechanismen helfen uns nicht nur, DT besser zu verstehen, sondern bieten uns auch Anhaltspunkte, um DT-Aktivitäten gezielter einzusetzen und ihre Wirkung gezielter zu messen.
Jetzt haben wir es also Schwarz auf Weiss, Design Thinking wirkt – und zwar anders, als viele denken. Die Dissertation von Selina Luise Mayer regt uns dazu an, DT nicht nur oberflächlich anzuwenden, sondern es bewusster und gezielter für tiefergehende Transformationen in unseren Organisationen und bei uns selbst einzusetzen.
Lernt gerne mehr über Design Thinking und findet vielleicht mit uns heraus, wie man Design Thinking auch in deinem Arbeitskontext gezielt einsetzen kann.
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Literaturangabe: Mayer, S. L. (2023). Understanding the Impact of Design Thinking on Organizations and Individuals (Dissertation). Universität Potsdam, Fakultät für Digital Engineering. Verfügbar unter: https://doi.org/10.25932/publishup-65154