In der Arbeit mit großen Banken habe ich gelernt, dass alleine der Wille zur Digitalisierung nicht ausreicht, um sich als gesamtes Unternehmen neu aufzustellen. Vielmehr braucht es eine Vielzahl an verschiedenen Faktoren und die richtigen Rahmenbedingungen, um tatsächlich erfolgreich zu sein. Was gehört zu einer gelungenen Digitalisierungsinitiative?
Am Anfang steht die Strategie. Es ist unabdingbar, sich bereits zu Beginn mit Themenstellungen wie dem zukünftigen Business Modell, dem Zusammenspiel der Online- und Offline-Welt und der Digitalisierungsfähigkeit der bestehenden Geschäftsprozesse und -abläufe zu beschäftigen. Stellt man frühzeitig die Weichen, vermeidet man damit Kannibalisierungseffekte innerhalb der eigenen Transformation. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Definition einer integrierten Omnikanal-Strategie, um Kunden optimal in ihren Finanzangelegenheiten digital zu servicieren. Aus dieser Strategie entsteht im besten Fall eine leuchtende Vision, die zur Führung der Initiative und der involvierten Mitarbeiter dienen kann.
Ist die Strategie fixiert, sollte in einem zweiten Schritt überlegt werden, mit welchem Setup die Digitalisierungsinitiative starten soll. Ein eigens dafür geschaffener Bereich bietet den Vorteil, einige Fallstricke gleich zu Beginn des Vorhabens vermeiden zu können - etwa mangelnde Fokussierung. Wenn eigens dafür eingesetzte Mitarbeiter ihre volle Aufmerksamkeit auf die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie richten können, ist dieser disziplinierte Fokus auf die Sache wesentlich leichter zu garantieren. Auch der Ausbruch aus dem Alltag - zum Beispiel durch den Umzug in ein anderes Gebäude - hilft, die Kreativität der Mitarbeiter anzukurbeln. Es gibt allerdings auch einen Risikofaktor, wenn ein eigener Zuständigkeitsbereich geschaffen wird: die Abschottung gegenüber anderen Bereichen und Reibungsverluste bei einer späteren Re-Integration oder Zusammenführung in die Organisation. Um das zu vermeiden, ist ein regelmäßiger Informationsaustausch nötig, offene Kommunikation und das klare Aufzeigen des Zielbilds, beispielsweise der vollständigen Transformation der Bank.
Ist der grobe Rahmen für das Setup skizziert, müssen die optimalen Rahmenbedingungen für die Digitalisierungsinitiative geschaffen werden. Doch woran sollte gedacht werden, um sich nicht gleich Wochen später in einer Sackgasse wiederzufinden?
Da das Management einen wesentlichen Einfluss auf die unter den nächsten Punkten genannten Rahmenbedingungen und die Beseitigung auftretender Hindernisse hat, ist dessen Buy-in und Mitwirkung von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Initiative. Zentrale Aufgabe des Managements ist es auch, eine leuchtende Vision zu kommunizieren, die Mitarbeiter zur intrinsisch motivierten Mitarbeit in der Initiative anregt.
Wie bereits erwähnt, sollten sich die Mitarbeiter diszipliniert auf dieses eine Vorhaben fokussieren (können).Sind Mitarbeiter ständig zwischen verschiedenen Projekte zerrissen, werden sie wahrscheinlich keine Höchstleistungen erbringen.
Dieser Punkt kann nicht oft genug betont werden, da ein bunter Blumenstrauß an Expertise für eine solche Initiative notwendig ist. Gebraucht werden vor allem drei Arten von Experten:
Passende Räumlichkeiten fördern die Kreativität der Mitarbeiter und lassen eine Atmosphäre der guten Zusammenarbeit entstehen. Dazu gehören offene Büroflächen, Flipcharts, Whiteboards und Rückzugsmöglichkeiten. Daneben ist die adäquate technische Infrastruktur nötig, um Produkte schnell entwickeln und auf den Markt bringen zu können. “Continuous Delivery Pipeline” ist das technische Stichwort, um das sich alles drehen sollte.
Ob innovative Produkte und Lösungen effizient und durchflussoptimiert entwickelt werden können, ist eine Frage des richtigen Teamschnitts. In jedem Team sollten sich jene Experten wiederfinden, die für die End-to-End-Entwicklung gebraucht werden. Ziel muss es sein, am Ende der Iteration ein nutzbares Produkt bereitzustellen. Zentrale Services (wie beispielsweise Legal, Compliance etc.) müssen bedarfsorientiert aufgesetzt werden, um Engpässe von vornherein zu vermeiden.
Fintechs sind junge, dynamische Start-ups, die mit modernen Technologien versuchen, die etablierten Banken unter Druck zu setzen. Doch anstatt diese Unternehmen als reine Bedrohung wahrzunehmen, sollten Kooperationen ausgelotet werden, um voneinander zu lernen und zu partizipieren (siehe dazu auch Blogbeitrag "Video: Agile Banking"). Dabei wird nicht nur von deren technologischem Wissen, sondern auch vom Spirit profitiert, den sie im Rahmen der Zusammenarbeit in die Initiative bringen.Aktuell deutet die Dynamik am Markt darauf hin, dass Banken ihre jeweils eigenen, konzentrierten Digitalisierungsinitiativen brauchen. Wichtig ist, dass Sie selbst davon überzeugt sind, dass dieser Schritt den Erfolg bringt. Gehen Sie ihn nicht nur, weil es andere Banken ebenfalls tun. Ist die Entscheidung für die Initiative gefallen, kann ein guter Nährboden entstehen, wenn ein Großteil der zuvor genannten Rahmenbedingungen beachtet wird.