Die größte Herausforderung für das Management ist es, Zusammenarbeit zu ermöglichen. Die größte Herausforderung für die Mitarbeiter ist es: zusammenzuarbeiten.Zwei Hypothesen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.Es ist zwar die Aufgabe des Managements, Zusammenarbeit zu fördern, zu fordern, zu ermöglichen, zu verbessern - trotzdem scheitern viele am eigenen Kleindenken und den eigenen Interessen, an einem unterschiedlichen Verständnis des Ziels oder mangelnder Abstimmung und gemeinsamen Planung und Anpassung. Komplexität kann nur von mehreren Menschen in der Interaktion aufgelöst werden, daher gilt es zusammenzuarbeiten. Gelingt uns das? Weitgehend ja, mitunter immer wieder verbunden mit größeren Anstrengungen. Eine Anstrengung betrifft das Management selbst. Manchmal gelingt es Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, wenn ihr Management auch zusammenarbeitet. Frage: Warum? Antwort: Anreize - mein Manager beurteilt mich, ich nehme stillschweigend an, dass eine übergreifende Zusammenarbeit nicht erwünscht ist und so ergibt sich der Rest... wäre zumindest eine Hypothese. Diametral dazu: die gute Zusammenarbeit in der Chefetage zeigt mir was gewünscht ist und ich übernehme das Verhalten als selbstverständlich.Zusammenarbeit ermöglichen heißt: Ich schaffe einen Rahmen und helfe damit meinen Mitarbeiten bei der Zusammenarbeit. Bspw. unterstütze ich meine Mitarbeiter dadurch, dass ich ihnen einen Freiraum gebe, indem sie ungestört arbeiten können, indem ich Verantwortung und eigene Mittel im Gleichgewicht halte, sie als Experten anerkenne, ihre Entscheidungen respektiere und zum Schutz dieser Punkte bspw. einen ScrumMaster zur Seite stelle. Ein ScrumMaster unterstützt das Team bei der gegenseitigen Abstimmung im Team, bei Konflikten und moderiert die Kommunikation. Neudeutsch: Er ist ein Facilitator. So jemand schafft es üblicherweise, dass ein Team besser zusammenarbeitet. Am besten unterstützt ein Facilitator sein Team täglich. In Scrum ist das sowieso der Fall und ein täglicher Anlass ist das Daily Scrum.
An sich ein alter Hut. Dailies gab es schon vor Scrum, gibt es ohne Scrum, gibt es mit Scrum. Ein Scrum ohne Daily ist für mich kein Scrum - ganz klar. Nun stellt sich die Frage: Was macht ein gutes Daily aus?Aus meiner Sicht ist das nicht viel und trotzdem sieht man es zu selten. Es bedeutet Zusammenarbeit und zwar im Sinn eines: "Wir planen den Tag." D. h. wir als DevTeam möchten, dass jeder aus dem DevTeam bekannt macht, woran er gerade arbeitet, woran er arbeiten wird und möchte, ob er Unterstützung braucht oder wo er welche geben kann. Im Daily gibt jeder seine Arbeitsergebnisse kurz und knapp weiter. Frei nach: Wenn ein gemeinsames Bild geschaffen wird, dann lässt sich leichter planen, wie man zusammen weiter vorgeht. Die Basis dafür legt ein Team bereits im Sprint Planning 1 und insbesondere Sprint Planning 2, indem im Vorfeld das WAS und das WIE besprochen wurde. War das nicht der Fall, dann tun sich die meisten DevTeams während des Sprints schwer, gemeinsam den Tag zu planen.Das DevTeam plant den Tag und was machen ScrumMaster und Product Owner? Beide haben im Daily ihre Aufgaben: Der Product Owner muss auskunftsfähig und erreichbar für das DevTeam sein, der ScrumMaster achtet auf den Kommunikationsfluss und auftretende Hindernisse.Das DevTeam plant den Tag, das Daily Scrum gehört dem DevTeam? Ja, im Daily Scrum sprechen die Experten mit den Experten wie sie etwas umsetzen müssen, welche Schnittstellen fertig sind, woran wer arbeitet, woran wer plant zu arbeiten, wer wo helfen kann, wer wo hängt, wo etwas blockiert ist. Das klingt eigentlich nicht schwer, trotzdem bleibt die Interaktion eine Herausforderung. Zu dieser Herausforderung gehört vor allem auch die Selbstverantwortung des DevTeams: Vor allem Verantwortung zeigen, wenn etwas nicht funktioniert. Selbstdisziplin zeigen, indem man sich beschränkt, sich zurückhält und anderen zuhört, sich an die Timebox zu halten ist da nur ein Nebeneffekt.
Einmal Abstand nehmen, darauf achten, wer mit wem im Daily redet. Ist es nur ein Statusbericht an Stakeholder, ScrumMaster oder Product Owner? Wenn ja, dann hilft es, dass sich alle Chicken ein paar Schritte vom Team und bspw. deren Taskboard entfernen.Gehen die Teammitglieder nicht darüber hinaus zu sagen, was sie getan haben? Wenn ja, dann sprechen Sie vor dem Daily mit einzelnen Personen über das, woran sie gerne heute arbeiten würden und empfehlen Sie ihnen, den Wunsch auch im Daily kund zu tun. Um im Daily das Team-Mitglied zu erinnern, reicht dann oftmals ein ermunternder Blick, ein Räuspern oder Augenzwinkern.Sind die Teammitglieder unsicher, was sie im Allgemeinen sagen sollen? Wenn ja, dann simulieren Sie im Vorfeld mit den Personen das Daily. Hier hilft es, die Person zu befragen, was wichtig für die anderen sein könnte, was der folglich nächste Schritt wäre, an dem gearbeitet werden soll, was die Person am liebsten als Nächstes tun möchte oder welche Probleme derzeit existieren und wie bzw. wer hier helfen könnte?Letztlich kann man als ScrumMaster immer nur anschubsen und inspizieren ob sich etwas verändert, Dinge ausprobieren, pro-aktiv agieren und unterstützen. Auch hier gilt: Manchmal ist es besser sich zurückzunehmen und mal nichts zu tun, also einfach nur zu beobachten. Denn nur wenn Menschen eine Wahl haben, können sie die eigene Verantwortung wählen und ausfüllen.