Mit der Reihe "Design Thinking für Product Owner" wollen wir Product Owner Anhaltspunkte dafür geben, wie sie ihr Produkt gestalten können und wie sie die Items für das Product Backlog generieren können.
Der Product Owner ist für den Return on Investment verantwortlich, er bestimmt die Eigenschaften des Produkts, priorisiert nach Business-Value und kommuniziert eine klare Produktvision. Aber was der Nutzer wirklich braucht und wie aus vagen Produktideen eine klare Produktvision wird, beantwortet Scrum nicht! Genau hier kann Design Thinking den Product Owner unterstützen. In Iterationen nähert man sich der bestmöglichen Lösung für den Nutzer, generiert Wissen für sich und andere und kann schlussendlich dem Kunden und dem eigenen Scrum-Team eine getestete und erfolgversprechende Produktvision im Spannungsfeld aus Wünschbarkeit, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit präsentieren.
Design Thinking behält dabei stets die Menschen, die das Produkt benutzen sollen, im Fokus und strebt danach, die Erfahrung des Nutzers mit der kreierten Lösung zu verbessern.
Viele Menschen sehen auf den ersten Blick nur den Design-Thinking-Prozess, im Grunde ist Design Thinking aber eine agile Grundhaltung und eine Sammlung verschiedener Techniken aus unterschiedlichen Disziplinen. In der Kombination soll dies die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Entwicklung von Lösungen in komplexen Umfeldern erhöhen. Die Entwicklung von Ideen im moderierten Design-Thinking-Prozess ist dabei absolut nutzerfokussiert, ergebnisoffen und doch ergebnisorientiert. Das interdisziplinäre Team sucht nach aktuell unbefriedigten menschlichen Bedürfnissen, die dann im Mittelpunkt der Lösungsfindung stehen.Mitte der 1990er-Jahre wurde an der Fakultät für Ingenieurwesen der Universität Stanford der Name "Design Thinking" für dieses methodische Gerüst der Innovationsarbeit geprägt und in der 1991 gegründeten Innovations-Agentur IDEO bereits angewendet.In Europa wird diese Methode heute an der School of Design Thinking des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam ... nun, nicht gerade gelehrt ... eher erfahrbar gemacht.
Die wichtigsten Komponenten sind das Team, der Raum und der Prozess, aber ohne die passende persönliche Einstellung funktioniert Design Thinking nicht. Design Thinking braucht "T-shaped People"! Eine Bezeichnung für Menschen, die eine Tiefe/Spezialisierung in ihren Skills (vertikaler Balken) aufweisen, aber dennoch in der Lage sind, über Ihre Disziplin hinaus (horizontaler Balken) mit anderen Experten und Perspektiven zusammen zu arbeiten, zu teilen und zu wachsen. Der Design-Thinker sollte mit Unvorhersehbarkeit und Unsicherheit umgehen können. Positiv formuliert: Es bedarf einer mutigen, neugierigen und ergebnisoffenen Grundhaltung, denn der Design-Thinker kennt zu Beginn die Lösung nicht und wird erst im Laufe des Prozesses zum Experten. Er provoziert das Scheitern und setzt sich dem gnadenlosen Feedback der Nutzer aus ... und das tut weh! Aber es ist auch der Auftakt zu neuen Erkenntnissen und - da man stets im Team arbeitet - zum gemeinsamen Lernen.All dies sollte der Design-Thinker wirklich wollen, verordnen kann man es nicht.
In den folgenden Beiträgen zu "Design Thinking für Product Owner" werde ich Design Thinking näher erklären und aufzeigen, wie es mit Scrum kombinierbar ist. Ich freue mich über Fragen, Anregungen und Diskussionen!