Arbeiten wir uns gesund!

Der/die ein(e) oder andere mag es kennen: In einer Beziehung - geschäftlich, romantisch, freundschaftlich - hat einer oder beide innerlich aufgegeben. Diese Endstufe einer Beziehung ist leicht zu erkennen:

  • Es gibt wenig bis kein Commitment.
  • Der gegenseitige Respekt geht verloren.
  • Die Wertschätzung leidet.
  • Keiner der beiden hat mehr Lust, um die Beziehung zu kämpfen.
  • Man fühlt keine Verbundenheit mehr.
  • Keiner fühlt sich mehr für den anderen mehr verantwortlich.
  • Es fehlt die Lust auf alles Mögliche.

Ähnlich – nur mit Zahlen untermalt – sieht es in der deutschen Arbeitswelt aus (Gallup Engagement Index 2018):

  • 14 % aller deutschen Arbeitnehmer haben innerlich gekündigt
  • 15 % sind noch mit Hand, Herz und Verstand dabei
  • 71 % arbeiten nach Vorschrift

Warum haben fünf Millionen Deutsche innerlich gekündigt?

Neben der mengenmäßigen Arbeitsbelastung tragen auch die Kommunikations- und Konfliktkultur sowie das Führungsverständnis in einem Unternehmen dazu bei, ob Mitarbeiter zufrieden sind und gesund bleiben. Denn vor allem mit zunehmendem Alter hat die Arbeit einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit.Wenn wir über Arbeit und Gesundheit sprechen, sprechen wir vor allem über psychische Leiden wie Stress, Burnout, Unzufriedenheit und Depression. Diese Belastung äußert sich wiederum in körperlichen Symptomen wie Reizdarm, chronischer Müdigkeit oder einem schwachen Immunsystem.Kann agiles Arbeiten dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter wohler in ihrem Umfeld fühlen und dadurch auch gesund bleiben (oder werden)?

Agiles Arbeiten steigert die Zufriedenheit von Mitarbeitern

Agil zu sein bedeutet: veränderungsbereit sein, flexibel, schnell, anpassungsfähig und reaktionsstark. Das bedeutet, dass wir uns ständig aktualisieren und anpassen. Wer agil arbeitet, reflektiert nicht nur laufend sein Produkt, sondern auch die zwischenmenschliche Zusammenarbeit und verbessert beides kontinuierlich. Themen, die Mitarbeiter umtreiben und die Zufriedenheit gefährden, treffen durch diese Veränderungsbereitschaft auf offene Ohren und es gibt Raum für Verbesserung.

  • Steckt der Führungsstil hinter der Unzufriedenheit?Macht dieses Impediment im Team transparent und entscheidet über das weitere gemeinsame Vorgehen.
  • Ist die Arbeitsmenge zu groß?Macht es am Taskboard transparent und bringt diese Beobachtung zusätzlich in der Retrospektive ein.
  • Gibt es zwischenmenschliche Differenzen zwischen Teammitgliedern? Bittet euren Scrum Master, die betroffenen Parteien zu einem Gespräch einzuladen oder macht es in der Retrospektive transparent.

Mit der richtigen Haltung als Basis fördert agiles Arbeiten eine angenehme Kommunikations- und Konfliktkultur, die es Mitarbeitern einfacher macht, Probleme anzusprechen. Mitarbeiter werden ermutigt, es frühzeitig zu sagen, wenn sie “Krankheitserreger” in ihrem System wahrnehmen.

Zufriedene Mitarbeiter haben eine höhere emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen

Mitarbeiter, die eine starke Verbundenheit fühlen, bringen sich am Arbeitsplatz freiwillig ein und wollen das gesamte Unternehmen nach vorne bringen. Im Gegensatz dazu machen sich Mitarbeiter, die sich weder für das Projekt oder Produkt noch für die Menschen im Team interessieren, oft als Produktivitätsbremsen bemerkbar, weil sie sich am Arbeitsplatz weniger einbringen. Menschen, die zur Vision des Unternehmens oder eines Produkts stehen, die einen Sinn in ihrer Arbeit sehen und wenig inneren Widerstand verspüren, zählen häufig zu den zufriedenen Mitarbeitern und im Umkehrschluss auch zu den emotional gebundenen Mitarbeitern.

Agilität steigert die emotionale Bindung von Mitarbeitern

Im agilen Kontext tragen zwei Elemente besonders dazu bei, dass Mitarbeiter ihre Arbeit als sinnvoll erleben: die Produktvision und die Einladung, am Erreichen dieser Vision mitzuwirken.Allerdings hat die Agilität eines Unternehmens die größte Wirksamkeit, wenn die Menschen, die darin arbeiten, ein agiles Mindset haben. Die emotionale Bindung entsteht daher weniger durch das agile Arbeiten, sondern durch das agil Sein. Agil zu sein bedeutet, ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft mitzubringen. Das umfasst auch die Denk-und Handlungslogik: Die eigene Meinung oder Position wird hinterfragt, wenn neue Informationen dazukommen. Wer veränderungsbereit ist, kann auf die Bedürfnisse und Vorschläge der Mitarbeiter eingehen, er kann sie hören, wertschätzen und einen Raum schaffen, das Impediment anzugehen. Das wiederum festigt die Verbundenheit mit dem Unternehmen – es steigert also die Motivation und das Engagement eines Mitarbeiters.

Health-Check-Retro – wie gesund sind die Mitarbeiter?

Agiles Arbeiten ist wertgetriebenes Arbeiten. Nach jeder Iteration soll ein Mehrwert entstanden sein. Und das umfasst auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter: Sie soll steigen. Die Retrospektive schafft den Raum, um sowohl Angenehmes als auch Unangenehmes (frühzeitig) anzusprechen und einer tiefen Unzufriedenheit vorzubeugen. Psychische Leiden entstehen meistens durch Unzufriedenheit, die lange verschleppt wurde oder wenn es keinen Raum gegeben hat, um Sachverhalte, Missverständnisse, Werteverstöße, Gefühle und Meinungen anzubringen und zu klären. In der Retrospektive werden Maßnahmen erarbeitet, um solche Verhärtungen zu lösen und es wird die Hoffnung vermittelt, dass die Dinge besser werden.Eine Retrospektive hat aber noch viele andere Vorteile: Reflexion, kontinuierliche Verbesserung, Austausch, gesehen werden, Wertschätzung, Anerkennung, Selbstbestimmung, Alignment, Spaß, lachen, Raum für Selbstverwirklichung und Kreativität.

Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
Scrum Meetings
Retrospektive
Lucy Larbi
November 18, 2019

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