Der/die ein(e) oder andere mag es kennen: In einer Beziehung - geschäftlich, romantisch, freundschaftlich - hat einer oder beide innerlich aufgegeben. Diese Endstufe einer Beziehung ist leicht zu erkennen:
Ähnlich – nur mit Zahlen untermalt – sieht es in der deutschen Arbeitswelt aus (Gallup Engagement Index 2018):
Neben der mengenmäßigen Arbeitsbelastung tragen auch die Kommunikations- und Konfliktkultur sowie das Führungsverständnis in einem Unternehmen dazu bei, ob Mitarbeiter zufrieden sind und gesund bleiben. Denn vor allem mit zunehmendem Alter hat die Arbeit einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit.Wenn wir über Arbeit und Gesundheit sprechen, sprechen wir vor allem über psychische Leiden wie Stress, Burnout, Unzufriedenheit und Depression. Diese Belastung äußert sich wiederum in körperlichen Symptomen wie Reizdarm, chronischer Müdigkeit oder einem schwachen Immunsystem.Kann agiles Arbeiten dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter wohler in ihrem Umfeld fühlen und dadurch auch gesund bleiben (oder werden)?
Agil zu sein bedeutet: veränderungsbereit sein, flexibel, schnell, anpassungsfähig und reaktionsstark. Das bedeutet, dass wir uns ständig aktualisieren und anpassen. Wer agil arbeitet, reflektiert nicht nur laufend sein Produkt, sondern auch die zwischenmenschliche Zusammenarbeit und verbessert beides kontinuierlich. Themen, die Mitarbeiter umtreiben und die Zufriedenheit gefährden, treffen durch diese Veränderungsbereitschaft auf offene Ohren und es gibt Raum für Verbesserung.
Mit der richtigen Haltung als Basis fördert agiles Arbeiten eine angenehme Kommunikations- und Konfliktkultur, die es Mitarbeitern einfacher macht, Probleme anzusprechen. Mitarbeiter werden ermutigt, es frühzeitig zu sagen, wenn sie “Krankheitserreger” in ihrem System wahrnehmen.
Mitarbeiter, die eine starke Verbundenheit fühlen, bringen sich am Arbeitsplatz freiwillig ein und wollen das gesamte Unternehmen nach vorne bringen. Im Gegensatz dazu machen sich Mitarbeiter, die sich weder für das Projekt oder Produkt noch für die Menschen im Team interessieren, oft als Produktivitätsbremsen bemerkbar, weil sie sich am Arbeitsplatz weniger einbringen. Menschen, die zur Vision des Unternehmens oder eines Produkts stehen, die einen Sinn in ihrer Arbeit sehen und wenig inneren Widerstand verspüren, zählen häufig zu den zufriedenen Mitarbeitern und im Umkehrschluss auch zu den emotional gebundenen Mitarbeitern.
Im agilen Kontext tragen zwei Elemente besonders dazu bei, dass Mitarbeiter ihre Arbeit als sinnvoll erleben: die Produktvision und die Einladung, am Erreichen dieser Vision mitzuwirken.Allerdings hat die Agilität eines Unternehmens die größte Wirksamkeit, wenn die Menschen, die darin arbeiten, ein agiles Mindset haben. Die emotionale Bindung entsteht daher weniger durch das agile Arbeiten, sondern durch das agil Sein. Agil zu sein bedeutet, ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft mitzubringen. Das umfasst auch die Denk-und Handlungslogik: Die eigene Meinung oder Position wird hinterfragt, wenn neue Informationen dazukommen. Wer veränderungsbereit ist, kann auf die Bedürfnisse und Vorschläge der Mitarbeiter eingehen, er kann sie hören, wertschätzen und einen Raum schaffen, das Impediment anzugehen. Das wiederum festigt die Verbundenheit mit dem Unternehmen – es steigert also die Motivation und das Engagement eines Mitarbeiters.
Agiles Arbeiten ist wertgetriebenes Arbeiten. Nach jeder Iteration soll ein Mehrwert entstanden sein. Und das umfasst auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter: Sie soll steigen. Die Retrospektive schafft den Raum, um sowohl Angenehmes als auch Unangenehmes (frühzeitig) anzusprechen und einer tiefen Unzufriedenheit vorzubeugen. Psychische Leiden entstehen meistens durch Unzufriedenheit, die lange verschleppt wurde oder wenn es keinen Raum gegeben hat, um Sachverhalte, Missverständnisse, Werteverstöße, Gefühle und Meinungen anzubringen und zu klären. In der Retrospektive werden Maßnahmen erarbeitet, um solche Verhärtungen zu lösen und es wird die Hoffnung vermittelt, dass die Dinge besser werden.Eine Retrospektive hat aber noch viele andere Vorteile: Reflexion, kontinuierliche Verbesserung, Austausch, gesehen werden, Wertschätzung, Anerkennung, Selbstbestimmung, Alignment, Spaß, lachen, Raum für Selbstverwirklichung und Kreativität.