Die Unternehmen haben sich seit den frühen Tagen von Agile grundlegend verändert – und dann doch wieder nicht. Was einst als Methodik zur Verbesserung der Softwareentwicklung begann, hat sich zu einer Philosophie entwickelt, die in nahezu allen Bereichen von Unternehmen Einzug gehalten hat. Und doch erleben wir in den Unternehmen noch immer ähnliche Herausforderungen wie 2001: fehlendes Verständnis für emergente Produktarchitekturen, die Angst vor Priorisierung (FOMO im Business) und Wissensmonopole, die jetzt gravierend zuschlagen, weil die alten Hasen das Schiff verlassen.
Hat also Agile im Jahr 2025 versagt, wenn diese Themen noch immer präsent sind? Meine Antwort darauf ist: Nein! Denn die Themen haben sich tatsächlich verstärkt. Gerade heute habe ich wieder mit unseren Kolleg:innen darüber gesprochen, dass in vielen Unternehmen noch immer zu viele Initiativen gleichzeitig begonnen werden, dass die IT-Infrastrukturen noch immer nicht dort sind, wo sie sein könnten, und dass wir gerade jetzt in Zeiten der Krise eine Rückkehr zu Command-and-Control beobachten. Die Lösung steckt dabei nicht im Prozessmodell Scrum oder OKR, sondern in der Bereitschaft, mit Hilfe dieser Modelle das Richtige auch zu tun.
Dabei wissen wir heute, dass "Agile" weit mehr ist als ein Framework oder eine Sammlung von Praktiken. Es ist ein Mindset, das auf Werte wie Selbstorganisation, Kollaboration und kontinuierliche Verbesserung setzt. Agiles Denken bedeutet immer ein partizipatives Miteinander, um komplexe Organisationen zu managen. Das Mantra: "Die Komplexität nicht ausschließen, sondern sie umarmen und mitdenken – das wird agiles Denken ausmachen."
Doch es braucht ein Fundament. Agiles Denken muss erlernt werden. Dazu gibt es natürlich Trainings wie unser Kombitraining, in dem wir die beiden Führungsrollen Scrum Master und Product Owner gemeinsam schulen, oder OKR-Workshops. Doch sie alleine reichen nicht aus – denn diese Trainings können nur der Anfang sein. Sie verdeutlichen die Aufgaben, erklären den Sinn hinter Fokus und zeigen, warum es so sinnvoll ist, eine Retrospektive durchzuführen. Neben diesen Inhalten, die man mittlerweile überall nachlesen kann, dienen diese Workshops der Auseinandersetzung mit den Themen. Lernen findet nur im Tun statt. Eine Diskussion, die zum Nachdenken anregt, ist mehr wert als das Lesen eines Buches. Wäre das nicht so, gäbe es keine philosophischen Seminare. Wir brauchen beim Lernen den Dialog, und der findet eben nicht beim Abarbeiten eines Lernvideos statt. Ja – den simplen Inhalt kann man konsumieren, aber die eigene Veränderung, die Änderung der eigenen Haltung, benötigt die Auseinandersetzung.
Es genügt nicht, zu verstehen, was OKR oder Scrum ist und wie es angewendet wird. Die Konzepte dahinter müssen begriffen werden, denn sie sind fundamental anders als klassische Konzepte.
Agile ist kein Allheilmittel, aber es ist ein kraftvolles Werkzeug, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Im Jahr 2025 steht Agile für mehr als nur Geschwindigkeit und Effizienz. Es steht für Verantwortung, Zusammenarbeit und die Fähigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln.
Wenn wir diese Prinzipien ernst nehmen, können wir nicht nur erfolgreichere Unternehmen schaffen, sondern auch einen Beitrag zu einer besseren Gesellschaft leisten. Das war immer unser Anspruch, denn wir wollen Organisationen schaffen, die einen Unterschied machen.