In meinem bisherigen Berufsleben haben sich drei zuverlässige Wegweiser durch diverse Höhen und Tiefen herauskristallisiert. Ich glaube, dass sie unabhängig vom Tätigkeitsbereich ziemlich nützlich sind - zumindest sind sie für mich als Change Manager und ScrumMaster eine gute Richtlinie in der täglichen Arbeit.
Egal, was ich tue und egal, wie schwierig es ist - eines trifft immer zu: Ich kann eine Tätigkeit zu Ende bringen. Früher habe ich an mir oft beobachtet, wie ich mitten in einem Thema schon zum nächsten gesprungen bin (siehe Synchronitis). Irgendwann wurde es zur Gewohnheit und ich hatte dabei das Gefühl, so wahnsinnig beschäftigt zu sein. Und irgendwie fühlte sich das gut an. Seltsam ist nur, dass ich meinem Scrum-Team etwas anderes beibringe: „Geht eine Sache nach der anderen an und macht die Dinge fertig. Parallel zu arbeiten führt nur zu Leistungsverlust.“ Und siehe da: Wenn man eine Sache nach der anderen macht, geht alles eine Spur leichter und nach jeder komplett abgeschlossenen Tätigkeit stellt sich ein Hochgefühl ein.
Als Change Manager sieht man so vieles, das einem nicht optimal erscheint. Man hat einen frischen Blick, man weiß, wie es woanders läuft und hat vor Augen, wie es hier auch besser laufen könnte. Dabei habe ich oft den Fehler gemacht, alle Dinge gleichzeitig anstoßen zu wollen und Dinge anzutreiben, die nicht angetrieben werden wollen. Dabei verliert man leider sehr viel Energie, die wesentlich besser dort eingesetzt werden könnte, wo man Dinge tatsächlich vorantreiben kann und das Umfeld positiv gestimmt ist. Auch wenn es manchmal schöner wäre, alles auf einmal umzusetzen, habe ich den positiven Effekt des Möglichen zu schätzen gelernt. Unmögliche Veränderungen sind meistens unmöglich, weil sie bei den beteiligten Personen Angst erzeugen. Durch die Erfolge mit den möglichen Dingen wächst bei diesen Beteiligten auch das Vertrauen in die eigene Person. Mit der Zeit ist dieses Vertrauen groß genug, dass einem die Beteiligten auch die Umsetzung von angstmachenden, sprich unmöglichen, Veränderungen zutrauen.
Wir Menschen haben aufgrund unserer geistigen Fähigkeiten die Möglichkeit, Dinge in Relation zu ihrem Umfeld zu setzen. Interessanterweise ist diese Fähigkeit extrem subjektiv und sogar situationsabhängig. So mag das halb gefüllte Wasserglas an einem Tag als halb leer und am nächsten Tag als halb voll erscheinen. Wenn ich also einmal die eine oder andere Niederlage einstecken muss und mich frage "Wieso wird hier eigentlich NIE etwas verändert?“, setze ich mich hin und überlege, was hier eigentlich alles gut läuft. Die Erkenntnis am Ende des Tages ist eigentlich immer: Ich habe viel übersehen und eigentlich läuft auch vieles gut. Oft ist es nur eine Frage des Fokus.Abgesehen davon, dass mir diese drei Wegweiser meine Arbeit erleichtern, mag ich sie vor allem wegen ihres menschlichen Aspekts. Sie machen mir und meinem Umfeld Mut, weiterzumachen und den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer agilen Organisation zu gehen.