In den letzten Monaten fragen wir uns bei borisgloger zunehmend, ob Künstliche Intelligenz (KI), insbesondere fortgeschrittene Anwendungen wie ChatGPT – der mir auch hilft, diesen Artikel besser zu schreiben – Scrum Master und Agile Coaches bald überflüssig machen könnten. Meine ganz konkrete strategische Frage dahinter lautet: Wird das Geschäftsmodell von borisgloger consulting durch KI gefährdet?
Jeff Sutherland war einer der ersten, der einen ChatGPT-Bot mit spezifischen Scrum-Methoden und Best Practices gefüttert hat. Er berichtet, dass dadurch die Scrum-Teams in der Umsetzung ihrer Projekte nun deutlich schneller und effizienter agieren können. Zugegeben, das ist eine provokante und durchaus spannende Frage, doch sie trifft keineswegs den Kern des Problems. Denn wir stehen vor einer sozio-technologischen Wende. Eine völlig neue Technologie beginnt, schleichend unseren Arbeitsalltag und unsere Abläufe zu verändern. Die eigentliche Frage, die wir uns als Agile Coaches stellen müssen, ist nicht, ob unsere Skills gefährdet sind – das sind sie in Teilen durchaus –, sondern vielmehr, wie wir mit dieser Herausforderung umgehen und diese aktiv gestalten können.
ChatGPT kann locker eine Retrospektive moderieren – ich habe es ausprobiert. Dabei stellte ich fest, dass die KI exzellente Vorlagen, kreative Impulsfragen und klare Strukturen bereitstellt. Ich konnte diese Fragen und Ideen direkt übernehmen, da sie kaum von denen unterschieden, die ich selbst gewählt hätte. Zugleich spürte ich aber auch die Grenzen: Die KI erkennt subtile emotionale Signale, Teamstimmungen oder Konfliktdynamiken nicht. Genau hier liegt unsere besondere Stärke als Agile Coaches und Scrum Master.
Unser Job war und ist es, Organisationen effizienter, effektiver und menschlicher zu gestalten. Deshalb dürfen wir KI nicht als Bedrohung betrachten, sondern müssen sie als Werkzeug akzeptieren und intelligent nutzen. Die KI kann uns dabei unterstützen, signifikante Effizienzsteigerungen auf verschiedenen Ebenen einer Organisation zu erreichen – genau das, was wir mit unserem 6D-Modell seit Jahren erfolgreich propagieren.
Wir begleiten Unternehmen und Menschen in tiefgreifenden Veränderungsprozessen. Der Weg in eine Arbeitswelt, die von KI geprägt ist, stellt nach der Digitalisierung die nächste, sogar noch tiefgreifendere Veränderung dar. In Zukunft werden wir weiterhin moderieren, coachen, Konflikte lösen, Begegnungsräume gestalten und Teams unterstützen, eigenverantwortlich und kreativ zu sein – jedoch werden wir dabei durch KI-Tools noch wirksamer agieren können. Empathie und soziale Kompetenz bleiben dabei unsere wesentlichen Stärken, während wir Routineaufgaben wie das Sortieren von Backlogs, die Verbesserung von User Stories oder sogar das Auswählen passender Coachingfragen effizient an die KI delegieren können.
Bereits heute funktioniert das in vielen Bereichen erstaunlich gut. Beispielsweise beobachte ich täglich, wie KI innerhalb von Sekunden brauchbare Antworten auf komplexe Fragen liefert, umfassende Checklisten generiert, detaillierte Dokumentationen zusammenfasst oder sogar überzeugende Moderationsvorschläge für agile Meetings anbietet. Ein komplexes, umfangreich gefülltes Miro-Board mit Hunderten von Notizzetteln analysiert ChatGPT in Sekunden, strukturiert die Inhalte und erstellt sogar einen Management-Bericht daraus. Diese enorme Effizienzsteigerung ist keine Zukunftsvision, sondern Realität.
Doch es gibt natürlich auch Herausforderungen. Die Einführung und Nutzung von KI-Tools erforderten von uns Scrum Mastern und Agile Coaches völlig neue Fähigkeiten und Kompetenzen. Wir müssen lernen, KI richtig einzusetzen, Ergebnisse zu interpretieren und geschickt in unsere tägliche Arbeit einzubauen. Wir müssen kritisch hinterfragen, welche Aufgaben wir der KI überlassen können und bei welchen Aufgaben unser menschliches Urteilsvermögen unerlässlich bleibt.
Dabei sollten wir immer im Blick behalten, dass KI eine Unterstützung und keine vollständige Ablösung menschlicher Kompetenzen ist. Sie bietet uns Möglichkeiten, mehr Zeit für das Wesentliche zu gewinnen – die tiefere Arbeit an der Kultur, den Beziehungen und der Weiterentwicklung von Teams und Organisationen. Die menschliche Begegnung, der persönliche Austausch und das zwischenmenschliche Vertrauen sind Faktoren, die nicht ersetzbar sind. Gerade weil KI einen Teil der operativen Aufgaben übernimmt, können wir uns intensiver auf genau diese zwischenmenschlichen und kulturellen Aspekte konzentrieren.
Aus diesem Grund haben wir uns bei borisgloger entschieden, aktiv zu gestalten, wie KI unsere Arbeit bereichert. Um diese Entwicklungen proaktiv zu begleiten, und euch dabei zu unterstützen werden wir im April unser erstes Webinar veranstalten, in dem wir unsere fünf wichtigsten KI-Hacks speziell für Scrum Master und Agile Coaches vorstellen. Dabei zeigen wir nicht nur, wie man konkrete Tools in der Praxis anwendet, sondern diskutieren auch offen über die Grenzen und Chancen dieser neuen Technologien.
Langfristig bin ich überzeugt, dass KI eine Bereicherung für unsere Arbeit sein wird. Agile Coaches und Scrum Master, die sich aktiv mit diesen neuen Technologien beschäftigen und lernen, diese intelligent einzusetzen, werden ihre Wirkung und Reichweite deutlich erhöhen können. Sie werden in der Lage sein, komplexere Prozesse zu steuern und gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit stärker auf die menschlichen Aspekte der Zusammenarbeit zu richten.
KI wird also nicht unsere Rolle ersetzen, sondern es ist unsere Aufgabe, diese neue Technologie gewinnbringend für unsere Organisationen einzusetzen. Deshalb lade ich euch alle herzlich ein, diesen Weg gemeinsam zu gehen, neugierig zu bleiben, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam herauszufinden, wie wir unsere Arbeit und unsere Wirksamkeit durch KI bestmöglich steigern können. Denkt daran – die Agilen Coaches und Führungskräfte sind es, die Organisationen in die Zukunft führen.
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