Kommunikation ist nichts für Feiglinge

Was ist nur los mit den Menschen? Was hält uns davon ab, eine Person, an der uns etwas stört, darüber in Kenntnis zu setzen und mit ihr einen Weg zu finden, wie eine bessere, achtsamere Kommunikation gemeinsam erreicht werden kann? Stattdessen geht man zu einer anderen, vollkommen unbeteiligten zweiten Person und fängt an, dort seinen Ärger abzuladen und nach Bestätigung für seinen Standpunkt zu suchen. Man erzählt, beschwert sich, philosophiert, suhlt sich in den Fehler des Anderen und der Hybris der eigenen Unfehlbarkeit.Was sind die Gründe dafür, einer direkten Konfrontation und damit der Aussicht auf eine Aussprache aus dem Weg zu gehen? Was erwarten wir uns von dieser anderen Person und wieso können wir unserem Unmut dort offensichtlich erfolgreich Luft machen? Wie kommt es, dass sich diese destruktive Kommunikationskultur gegen offenes Feedback und gemeinsamen Austausch durchsetzen kann?Angst, Faulheit oder doch Unwissen?Ist es die Angst vor einem Streit, der durch die „Wahrheit“ entbrennt und die Situation nur noch schlimmer machen würde? Ist es die Faulheit, Energie in eine konstruktive und gewinnbringende Diskussion zu investieren, die kräftezehrend werden kann und hinter der die Gefahr lauert, für den hohen „Preis“ eines Kompromisses von seiner eigenen Meinung abweichen zu müssen? Oder ist es einfach Unwissen, welche schädlichen, vernichtenden Neben- und Rückwirkungen ein Unterlassen dieser direkten Kommunikation haben kann? Wahrscheinlich ist es von allem etwas. Nein, ich gehe davon aus, dass es so ist.Es bleibt die Frage nach dem Warum. Ganz gleich, aus welchem Grund man sich gegen eine direkte und klärende Auseinandersetzung entscheidet: Die Motivation es zu unterlassen, entsteht dadurch, dass man als Ergebnis ausschließlich den Verlust und damit Schmerz (threat) vermutet: Was kann schiefgehen? Was habe ich zu verlieren? Welche Reaktionen habe ich zu befürchten und was folgt danach? Die Möglichkeit, durch Offenheit, Direktheit und Mut einen Gewinn einzustreichen, der zu einem Mehr an Vertrauen und Verbundenheit beiträgt, wird mehr als selten in Erwägung gezogen. Lieber bildet man sich seine exklusive Meinung voller fadenscheiniger, haltloser Interpretationen und schafft sich ein verklärtes Bild seiner subjektiven Wahrheit, das zumindest hilfreich genug ist, ausreichend Argumente zu sammeln, die dem Mut und der Aufrichtigkeit einen wirkungsvollen Riegel vorschieben.An dieser Stelle würde unter normalen Umständen eine Liste der drei bis fünf besten Techniken folgen, die euch dabei unterstützen sollen, ein aufrichtiger, mutiger Kommunikationspartner zu werden. Ich habe mich gegen die Norm entschieden. Ich möchte einen anderen Weg beschreiten, einen unkonventionellen. Den eigentlich normalen.Ist euch klar, was ihr tut oder vielmehr unterlasst? Einen Menschen zu schützen, indem man ihm die Wahrheit aus erster Hand ersparen möchte, bedeutet, diesen Menschen zu entmündigen. Man traut es ihm nicht zu. Man stellt sich über ihn, entscheidet für ihn und gibt ihm ohne sein Wissen zu verstehen, dass er es nicht wert ist. Man richtet offensichtlich Schaden an.Ich frage noch mal. Ist euch das klar? Auf einer Skala von 1 bis zehn, die nach eurem Mut fragt (1 = feige, 10 = mutig), wie viel Mut habt ihr, wenn es darauf ankommt? Findet ihr euch in meinen Zeilen wieder?Meine Fragen richte ich an niemanden im Speziellen. Ich frage dich. Ich frage jeden, der durch seinen Mut, Kommunikation schon heute hochleben lassen kann und sich damit gegen die Sorte Mensch erhebt, die sich selber für zu wichtig nehmen und unberührt bleiben von dem, was ich mit meinen Zeilen versuche zum Ausdruck zu bringen. Es ist keine Anklage. Es ist kein Vorwurf. Es ist ein Hilferuf.Was möchtest du sein? Held oder Feigling? Was bist du? Es ist ein bisschen, wie der Besuch beim Zahnarzt. Die Ungewissheit vor dem Besuch ist immens groß und lähmt bis zur Handlungsunfähigkeit. Fluchtgedanken und Panikattacken sind an der Tagesordnung. Nach der überstandenen "Tortur", die zu unserem großen Erstaunen harmlos und unspektakulär verlief, fragt man sich, wovor man eigentlich Angst hatte. Es war nicht halb so schlimm, wie gedacht! Zurück bleiben Gefühle der Leichtigkeit und des Glücks. Man hat überlebt.Im 21. Jahrhundert sind Helden selten geworden. Du kannst einer sein. Schon heute.

Agile Toolbox
Scrum
bgloger-redakteur
October 11, 2013

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