„Dennis, unser Leben liegt in ihren Händen und Sie stellen sich so ungeschickt an.“
Aus dem Film „Jurassic Park“
Weil die EU-Taxonomie-Verordnung zukünftig nachhaltiges Wirtschaften reguliert, beschäftigen sich immer mehr Unternehmen damit. Leider nur gezwungenermaßen, weil es verordnet wird – zum Glück, weil nachhaltiges Wirtschaften damit gepusht wird.
Ich habe mich mit den Umweltzielen der Taxonomie beschäftigt und mit einigen Nachhaltigkeitsexpert:innen gesprochen, um mich „aufzuschlauen“ und mir eine Meinung zu bilden.
Je mehr ich eintauche, desto unklarer wird es. Mich beschleicht das Gefühl, dass das Thema Biodiversität ein unterschätztes Thema ist. Selbst in der Taxonomie-Verordnung.
Auf diese Formel gebracht war Biodiversität für mich so einleuchtend (danke an Frauke Fischer):
„Es geht nicht darum, wie wir leben werden, sondern ob überhaupt.“
Frauke Fischer
Ein Beispiel von Frauke: Noch vor 50 Jahren war es so, dass wir Ökosysteme ausgebeutet haben und wenn eines erschöpft war, haben wir uns das nächste genommen, die nächste unberührte Fläche gesucht. In einem Zimmer, wo jeden Tag neue Kartons reingestellt werden, ist irgendwann der Platz verbraucht. Ein naturwissenschaftliches Faktum auf unserem Planeten.
Schauen wir auf die Corona-Pandemie, müssen wir doch sehr spürbar sehen: Der Grund, warum so eine Zoonose aufgetaucht ist und zukünftig wieder auftauchen kann, ist, dass Unternehmen und wir alle Produkte nutzen, für die tropische Regenwälder zerstört werden. DAS ist die Konsequenz aus zerstörten Ökosystemen. Wir spielen ein gefährliches Spiel. Und vielfach ist es den Entscheidungsträger:innen in Unternehmen und uns allen gar nicht bewusst, dass wir dazu beitragen. Muss also nicht eigentlich Biodiversität in den Vordergrund treten? Dieses Bild von „UN Biodiversity“ macht das auf drastische Weise deutlich:
https://twitter.com/UNBiodiversity/status/1051019715374505984?t=ZvZfB_XCNTlZLQyqwgYLLg&s=19
Nun sie fokussiert auf 6 Umweltziele und Biodiversität erhält dabei einen der hinteren Plätze. Zuerst kommen das für Unternehmen messbare Klimaschutzziel (CO2-Ausstoß) und der Klimawandel (Leben mit den Folgen des Wandels). Biodiversität sollen Unternehmen bei ihren Maßnahmen dabei lediglich nicht „schädigen“ („Do no significant harm“). Also ein Mauerblümchen-Dasein?
Als Gedankenanstoß gebe ich Ihnen meine eigene, persönliche Bewertung der in der Taxonomie als Leitlinien beschriebenen Umweltziele mit:
Mit dieser Logik finde ich, dass das Ziel „Biodiversität“ in der Taxonomie zu sehr einen „Nice to have“-Status bekommen hat. Oder anders ausgedrückt: Da Biodiversität nicht messbar reguliert werden kann, werden wir leider, leider komplette Überzeugungstäter:innen (Vorbilder) brauchen, die daran mitwirken. Regulatorik wird hier keinen push erzeugen. Das gilt m. E. auch für die Nutzung von Wasserressourcen und die Kreislaufwirtschaft. Allerdings möchte ich auch sagen: Eine Verordnung muss sich natürlich nach etwas Messbaren ausrichten. Das geht mit CO2. Daher ist es ein gutes Vehikel, die Transformation in nachhaltiges Wirtschaften zu beschleunigen. Das wird aber nicht reichen.
Ist es nicht eher so, dass die „unteren“ Ziele 3, 4 und 6 die sind, die uns als Menschen im Versuch, zu überleben, retten? Ich denke schon. CO2-Einsparung ist zwar messbar und deshalb regulierbar, für uns als Menschheit aber nicht das Wichtigste zum Überleben. Und wenn es uns nicht mehr gibt, ist das Klima sowieso am besten geschützt.
Ich möchte, dass sich die Menschen in den Unternehmen ihre eigene Meinung zum Thema Nachhaltigkeit und zur Taxonomie bilden, also über die Regulatorik hinaus für sich ein Ziel definieren. Für die Finanzinstitute füge ich gleich ein Orientierungs-Canvas an, ein Analysetool, das hilft, das eigene Geschäftsmodell unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu überprüfen.
Jetzt und hier möchte ich noch einen besonderen Fokus auf den übergeordneten Sinn (Purpose) der Geschäftsaktivitäten setzen und einen Anstoß geben: Wir brauchen Überzeugungstäter:innen. Kann Biodiversität der übergeordnete Sinn Ihres Unternehmens sein? Wenn ja, was heißt das für Ihre eigenen Kernaktivitäten, Ökosysteme und die Profit-und-Loss-Rechnung? Welche Rolle spielen Biodiversität und Ökosystemleistung in Ihren Lieferketten und den Wertschöpfungsketten Ihrer Produkte? Wo gibt es Abhängigkeiten zu anderen Stakeholdern? Was kann Ihr Unternehmen direkt beeinflussen, um zur Biodiversität beizutragen?
Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar oder kontaktieren Sie mich direkt. Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen über Sustainable Finance, darüber, wie Sie Ihre eigenen Nachhaltigkeitsvorhaben schneller umsetzen können, wie Sie im Leadership dabei agieren sollten und natürlich über Agilität.
Ich empfehle Ihnen auch dieses Event am 29.03. mit mir, Lucas Gorleski und der zeb zum Thema „Ausblick 2025 – die neue Realität der Genossenschaftsbanken“
Titelbild: Faye Cornish, Unsplash