Wie wichtig sind Ihnen saubere Luft, fruchtbare Böden und eine Sommerwiese voll duftender Blumen? Zugegeben: eine Fangfrage. Doch seien wir ehrlich: Viel zu oft nehmen wir das für uns Alltägliche als selbstverständlich hin. Alle Vorgänge, die dafür sorgen, dass wir leben können, sind unter dem Begriff der Biodiversität zusammengefasst. Sie meint die biologische Vielfalt in ihrer Gesamtheit und ist für unser (Über-)leben essenziell. Also haben wir uns bei borisgloger überlegt, wie wir dieses Thema vorantreiben und so unseren Beitrag für eine faire und gemeinwohlorientierte Welt leisten. Gemeinsam mit der Agentur Auf! und Kolleg:innen der Biologin Dr. Frauke Fischer suchen wir aktuell das passende Projekt, das den Schutz und Wiederaufbau von Biodiversität fördert. Aber was steckt eigentlich alles dahinter?
Biodiversität ist die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten, also auch deren genetische Vielfalt innerhalb einer Art sowie die biologische Vielfalt der Lebensräume bzw. Ökosysteme.
Dieser Dreiklang ist wichtig, um das Leben zu erhalten. Denn umgekehrt ist der massive Verlust der Biodiversität für den Menschen lebensbedrohlich. Bezogen auf die Biomasse, macht der Mensch nur 0,01 Prozent der globalen Biodiversität aus.
Das Verschwinden einer einzelnen Art kann den Verlust des gesamten Ökosystems verursachen, weil es die Interaktion zwischen Pflanzen, Tieren und Organismen zerstört! Dieser Verlust ist nicht umkehrbar: Kein Mensch wird eine ausgestorbene Art je wiederherstellen können. Wissenschaftler:innen gehen übrigens davon aus, dass es weltweit bis zu zwei Milliarden Arten geben könnte. Identifiziert sind nur etwa 1,5 Millionen, darunter viele Mikroorganismen.
Der globale Bericht des Weltbiodiversitätsrates legt sowohl den weltweiten Wissensstand zur Situation der biologischen Vielfalt vor als auch Prognosen zur Entwicklung und der Leistungen der Ökosysteme bis 2050. Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen sind für unser Leben noch wichtiger als ein stabiles Klima und bereits mehr als ein Viertel der untersuchten Tier- und Pflanzengruppen sind bedroht.
„Die Natur handelt nicht mit uns. Beim Klimawandel geht es darum, wie wir in Zukunft leben, beim Verlust von Biodiversität und Ökosystemleistungen geht es darum, ob wir in Zukunft noch leben können.“
Dr. Frauke Fischer
Ökosystemleistungen haben jährlich etwa den doppelten Wert des weltweiten Bruttosozialprodukts. Konkret heißt das, dass weit mehr als die Hälfte des Bruttosozialprodukts von Leistungen aus der Natur abhängt. Wenn wir die Natur einfach in Ruhe machen lassen und naturbasierte Lösungen in Betracht ziehen würden, würden wir automatisch für ein angenehmes Leben sorgen. Stattdessen werden Flüsse verschmutzt, Ozeane überfischt, Insekten getötet, Naturparks ausgebeutet – und das alles nur, um Ressourcen zu gewinnen.
Der Mensch ist also der „Haupttäter“: Durch menschliches Handeln haben sich mehr als zwei Drittel der Umwelt deutlich verändert. Die globale Aussterberate ist heute drei- bis zehnmal so hoch wie im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre. Forscher haben zudem untersucht: Auch wenn wir das Pariser Ziel erreichen und die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen können, werden rund 49 Prozent der Insekten und 44 Prozent der Pflanzen bis 2100 über die Hälfte ihrer Lebensräume auf der Erde verlieren.
In unterschiedlichem Ausmaß sind auch Unternehmen von der Natur abhängig, gleichzeitig hat ihr wirtschaftliches Handeln Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Viele Unternehmen folgen einer linearen Strategie (Input-Output/Outcome). Der Erhalt der Biodiversität erfordert aber, dass auch wirtschaftliche Institutionen regenerativ denken und agieren.
Im Rahmen des Green Deal der EU, dessen übergeordnetes Ziel ein klimaneutrales Europa ist, steht der „Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme“ als eines der sechs Umweltziele im Fokus. Eine Herausforderung dabei: Der Schutz und die Wiedererstellung, ja sogar der Verlust der Biodiversität sind nicht einfach zu messen. Das würde zumindest die mangelnde Aufmerksamkeit auf dieses so wichtige Thema erklären. Der Fokus liegt daher in der Allgemeinheit eher auf dem Ziel der Klimaneutralität bzw. CO2-Bilanzen, die einfacher messbar sind.
Bisher sind noch wenig konkrete Richtlinien vorhanden, die Unternehmen aufzeigen, wie sie systematisch für den Schutz und Wiederaufbau der Natur einstehen können. Die ersten Schritte könnten sein:
Meine Buchempfehlung, um einen besseren Einblick in das Thema zu bekommen, kommt von Frauke und Hilke. Ein paar Fakten sind sehr ernüchternd, aber wer die Zusammenhänge verstehen will, für den bietet das Buch einen fantastischen Überblick:
Fischer, Frauke; Oberhansberg, Hilke. Was hat die Mücke je für uns getan? Endlich verstehen, was biologische Vielfalt für unser Leben bedeutet. oekom verlag.
Mehr zu unserem ersten Biodiversitätsprojekt lest ihr demnächst in unserem Blog.
Titelbild: Calvin Mano, Unsplash
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