Der Führung in Unternehmen steht eine große neue Herausforderung bevor: Nachhaltigkeit. Wie bei jeder großen Aufgabe empfehlen wir, zuerst den richtigen Rahmen zu schaffen, das Thema für die Mitarbeitenden greifbar zu machen und ihm dann planvoll mehr Platz einzuräumen. Ich vermeide den Mainstream-Ausdruck: es „agil“ anzugehen. Stattdessen beschreibe ich in den drei Teilen dieser Reihe, wie Sie dieses große Thema für Ihren eigenen Unternehmenskontext in drei Punkte übersetzen können:
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Wirtschaft schon lange präsent. Einen Schub erfährt es (endlich) durch harte Auflagen: Regulierungsbehörden bestehen auf nachhaltige Geschäftspraktiken, und Finanzströme sollen nachhaltigen Prozessen folgen. Die sich anbahnende EU-Taxonomie definiert darüber hinaus ein Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten und sieht ab 2022 eine verbindliche Umsetzung durch die Banken vor. Wie werden Unternehmen mit den zusätzlichen Kosten umgehen, wenn Banken zukünftig bei der Vergabe von Krediten die Nachhaltigkeits-Bonität des Unternehmens im Kreditzins berücksichtigen, also gegebenenfalls einpreisen (müssen)? Oder wenn Banken bei Anlageentscheidungen Beteiligungen von nicht nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen abstoßen (müssen)? Beziehungsweise: Welche Unternehmen sehen das als Chance?
Das Thema „Nachhaltigkeit“ ist zunächst groß. Es betrifft die Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales (ESG-Kriterien). Um im Unternehmen einen eigenen Rahmen für Nachhaltigkeit zu finden, lautet die Frage: Wie können wir in unserem Unternehmen einem gesellschaftlichen Zweck dienen? Was möchten wir als Unternehmen verändern, um dieses Ziel des „nachhaltigen Wirtschaftens“ mit zu beeinflussen? Welcher Inhalt der Liste der EU-Taxonomie passt zum eigenen originären Geschäftsmodell?: (1) Klimaschutz, (2) Anpassung an den Klimawandel, (3) nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen, (4) Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, (5) Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie (6) Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme. Was sind die eigenen finanziellen und mit der Taxonomie wichtig werdenden nichtfinanziellen Messgrößen, die ausdrücken, in welchem Umfang die Tätigkeiten mit als ökologisch nachhaltig einzustufenden „grünen“ Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind? So schwammig – so klar:
Mit diesem Ansatz werden Unternehmen ihr komplettes Geschäftsmodell neu definieren. Mal wild gedacht: Banken werden vielleicht zu Beratungszentren dafür, wie mittelständische Unternehmen ihre Geschäftsmodelle auf Nachhaltigkeit umstellen. Autobauer werden vielleicht zu autofreien Städtebauern und nutzen ihre Produktionsstraßen, um elektrische Drohnentaxis zu bauen.
Dieses Ansinnen scheint zunächst „erschlagend groß“ und zugleich hat es den besonderen Charme der schrittweisen Transformation, den wir auch aus der agilen Welt kennen:
Das heißt: das Thema Nachhaltigkeit einkreisen und identifizieren, was davon der eigenen unique selling proposition (USP) nahe ist und diese Themen dann konsequent angehen.
Wie können wir das Klimaziel 1,5 Grad erreichen? Welchen Einfluss hat Ihr Unternehmen auf dieses Ziel? Und wie soll die nächste Bundesregierung Sie dabei unterstützen? Alle Parteien sind Nachhaltigkeitsparteien. Informieren Sie sich doch im ersten Schritt einmal über die unterschiedlichen Parteiprogramme und machen Sie die Bundestagswahl am 26. September zur Klimawahl.
Titelbild: Riccardo Annandale, Unsplash