In den ersten vier Teilen meiner Blogserie habe ich die Treffen und das Vorgehen bei der Einführung von Scrum4Schools vorgestellt. Der letzte Teil gibt euch einen Einblick in die Durchführung eines Sprints, der nach der Einführungsstunde folgt.
Im festgelegten Zeitraum von 1-2 Wochen werden in Scrum4Schools nach und nach die Lernschritte für das Lernprodukt erarbeitet. Ein Scrum4Schools-Projekt kann dabei beliebig viele Sprints beinhalten – je nach Umfang des Lernprodukts und Dauer. Wie im originären Scrum ist der sogenannte Sprint durch vier Treffen strukturiert.
Ziel der Planung ist es, gemeinsam herauszufinden und zu definieren, was ein Lernteam im (nächsten) Sprint erarbeiten möchte. Dafür gehen die Teammitglieder gemeinsam die in der Liste ganz oben stehenden Lernschritte durch. Sie sichten die Akzeptanzkriterien und fügen möglicherweise noch weitere hinzu. Falls der Lerncoach einen Großteil der Lernschritte für einen Sprint vordefiniert hat, können diese im ersten Schritt gemeinsam mit allen Lernteams besprochen werden. Danach treffen sich die Schülerinnen und Schüler in den Lernteams, und diskutieren, wie sie die jeweiligen Lernschritte umsetzen. Die Planung endet mit der gemeinsamen Selbstverpflichtung, dass die jeweiligen Lernteam-Mitglieder alles daran setzen werde, die ausgewählten Lernschritte fertigzustellen. (Wie ihr Lernschritte erstellt, lest ihr in Teil 2 meiner Blogserie.)
Die Dauer der Planung ist abhängig von der Sprintlänge. Je länger ein Sprint andauert, umso ausführlicher müssen die Schülerinnen und Schüler planen, was sie in einem Sprint erreichen wollen. Für einen einwöchigen Sprint mit einer Doppel- und einer Einzelstunde versuchen wir, dass die Planung nicht länger als 15 Minuten dauert. Das initiale Treffen, in denen sich die Lernteams einen Überblick über alle Lernschritte verschaffen, darf allerdings etwas umfassender ausfallen. Ein Hinweis: Besser ist es meist, sich in der Planung nicht zu viel vorzunehmen. Falls ein Team im Sprint bereits alle Lernschritte abgeschlossen hat, kann es natürlich den nächsten Lernschritt aus der Lernliste ziehen.
Aus der Erfahrung heraus benötigen die Schülerinnen und Schüler etwa 2-3 Sprints, bis sich das Scrum-Vorgehen bei den Lernteams etabliert hat. Deshalb bietet es sich zum Start einer jeweiligen Stunde an, die Schülerinnen und Schüler noch einmal kurz abzuholen:
„In der vergangenen Stunde habt ihr in der Planung in den Lernteams gemeinsam festgelegt, welche Lernschritte ihr bis zum Ende dieser Stunde fertigstellen wolltet. Zum Anfang dieser Stunde setzt ihr euch in euren Lernteams zu einer kurzen Teamsynchronisation zusammen und aktualisiert eure Lerntafel. Alle Dinge, die bereits fertig sind, werden in die entsprechende Spalte gezogen und ihr besprecht kurz gemeinsam, wie ihr euch aufteilt, um die restlichen Aufgaben bis zum Ende der Stunde fertig zu bekommen. Denkt bitte daran: 15 Minuten vor Ende der Stunde kommen wir alle zusammen und stellen uns gegenseitig die bis dahin fertigen Ergebnisse vor.“
Die sogenannte Teamsynchronisation hilft dabei, die Arbeitsschritte zu koordinieren. Dabei übernehmen die Strukturhelden bzw. -heldinnen die Organisation an der Lerntafel und achten auf die Zeit. Gemeinsam geht das Team die Aufgaben an der Lerntafel strukturiert durch. Dabei helfen die folgenden drei Leitfragen:
– Was haben wir bereits geschafft?
– Was nehmen wir uns für heute vor?
– Wo gibt es Probleme?
Die Teamsynchronisation sollte nicht länger als fünf Minuten in Anspruch nehmen und findet nur statt, wenn zwischen Planung und Feedback-Runde mehrere Stunden liegen.
Falls ein Lernteam bereits alle Lernschritte, die es sich für einen Sprint vorgenommen hat, abgeschlossen hat, startet es mit den nächsten Lernschritten aus der Lernliste.
In der Feedback-Runde stellt jedes Lernteam die fertigen Ergebnisse für die jeweiligen Lernschritte in 2-3 Minuten vor der gesamten Gruppe vor. Die anderen Lernteams und der Lerncoach geben anschließend Feedback. Für die Vorstellung sollte kein Extraaufwand wie etwa das Erstellen einer Präsentation betrieben werden. Es reicht ein Blick in das Arbeitsdokument.
Im originalen Scrum werden nur fertige und funktionierende Produktinkremente vorgestellt. Alles andere ist unvollständig und wird dementsprechend erst am Ende des nächsten Zyklus oder bei Fertigstellung präsentiert. Jedoch: Bei den meisten Lernsequenzen mit Scrum verfahren wir insbesondere am Anfang nicht ganz so streng und die Schülerinnen und Schüler dürfen auch Zwischenstände vorstellen. Wichtig ist, dass sich jedes Lernteam das Feedback zu den präsentierten Ergebnissen notiert, damit sie es in der nächsten Planung berücksichtigen können. Es hilft hierfür, dieses direkt auf Post-its zu notieren und es für die nächste Planung auf der Lerntafel neben dem jeweiligen Lernschritt zu parken.
Falls gewisse Meilensteine in einer Lernsequenz erreicht werden müssen, beispielsweise ein ausgearbeiteter Interviewfragebogen, ist durchaus auch einmal zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt eine längere Feedback-Runde denkbar. In dem Treffen stellen alle Lernteams ihre Ergebnisse ausführlich vor, bevor sie in die nächste Phase – in diesem Beispiel das Führen der Interviews – übergehen.
Der Wirksamkeit von Scrum liegen zwei zentrale Merkmale zugrunde: Ergebnisse werden in kurzen Iterationen erstellt, die sofort auf Feedback treffen. Zudem legen die Teams einen Fokus auf kontinuierliche Verbesserung. Letzteres wird durch die regelmäßig stattfindende Rückschau und die anschließende Reflexion sichergestellt. Hierzu trifft sich jedes Lernteam nach der Feedback-Runde erneut. Moderiert von dem Strukturhelden bzw. der Strukturheldin und ausgestattet mit zwei verschiedenfarbigen Post-its, besteht die Rückschau aus drei kurzen Phasen:
Sofern es die Zeitplanung erlaubt, kann der Lerncoach sich im Anschluss (oder in der darauffolgenden Stunde) auch noch einmal mit allen Strukturhelden bzw. -heldinnen zusammensetzen und besprechen, ob es übergreifende Herausforderungen gibt, die er oder sie lösen muss. Übrigens: Der Lerncoach wird seiner neuen Rolle gerecht und nimmt auch im Sprint nur eine unterstützende Rolle ein. Er gibt ggf. Starthilfe, um die Lernteams gut in die neue Arbeitsweise zu führen. Oder er gibt Teams, die eine schnelle Auffassungsgabe haben, Anreize, noch tiefer in die Materie einzusteigen. Bei Teams, die etwas mehr Anleitung benötigen, darf er oder sie noch stärker konkrete Ideen und Vorschläge einbringen, um die Schülerinnen und Schüler auf ihren Weg zu bringen.
In einigen Settings, gerade wenn die Arbeitsphase sehr lange dauert, haben wir festgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler sich nach der Feedback-Runde nicht mehr recht auf die Rückschau konzentrieren können. Als Intervention starten wir die Rückschau immer zu Beginn der nächsten Stunde vor der Planung. Der große Vorteil dabei ist, dass Schülerinnen und Schüler konzentriert und fokussiert sind. Der Nachteil: Aspekte, die im vergangenen Sprint nicht gut funktioniert haben, waren bereits wieder vergessen.
Habt ihr Fragen oder Anregungen? Unter www.borisgloger.com/scrum4schools findet ihr unsere S4S-Ansprechpartnerinnen, aktuelle Trainings für Lehrkräfte sowie die Scrum4Schools-Checkliste mit Details zu allen hier in der Blogserie aufgeführten Themen. Meldet euch gerne auch für unseren Scrum4Schools-Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Titelbild: Pexels License, Startup Stock Photos