Aus der praktischen Arbeit mit unzähligen Teams haben wir sieben Verhaltensweisen für erfolgreiche agile Teamarbeit abgeleitet. Im zweiten Teil unserer Blogreihe setzen wir uns mit Fehlerkultur und Diversität auseinander.
Fehler sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses: Wenn wir Fehler machen und danach eine geeignete Lösung für ein Problem finden, behalten wir Informationen besser (Roediger & Finn) und finden kreativere Lösungen (Edmondson).Ein agiles Team nutzt die Fehler, die es macht, um daraus zu lernen: Wenn am Ende eines Sprints nur die Hälfte der ursprünglich committeten User Storys fertig sind, ist dies Einladung und Ansporn zugleich, es im nächsten Sprint besser zu machen. Deshalb analysiert das Team gemeinsam die Ursachen eines Fehlers und überlegt Lösungen, um ihn in Zukunft zu vermeiden. Üblicherweise erfolgt dies in der Sprint Retrospektive.Hinter dieser Herangehensweise steckt das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung (siehe dazu auch diesen Blog-Eintrag zur Retrospektive). Das heißt, da Teams in der agilen Arbeitsweise inkrementell und iterativ arbeiten, müssen sie Fehler machen, um zu lernen und sich kontinuierlich zu verbessern. Gerade zu Beginn von Projekten beobachten wir genau das immer wieder:
Die Teams probieren sich aus, scheitern, ziehen daraus in der Retrospektive Schlüsse, leiten konkrete Maßnahmen ab und verbessern so ihre Zusammenarbeit.
Wenn ihr tatsächlich anders arbeiten möchtet, bleibt euch letztlich gar nichts anderes übrig, als mutig Neues auszuprobieren und dabei Fehler zu machen. Schon Kinder zeigen uns das, wenn sie z.B. Fahrrad fahren lernen. Sie fahren mutig drauf los, stürzen das ein oder andere Mal, passen ihre Herangehensweise an und beherrschen irgendwann das Fahrrad. Am besten lässt sich die Haltung der kontinuierlichen Verbesserung durch regelmäßig stattfindende Meetings, wie eben Retrospektiven, herstellen.
Von einer homogenen in eine heterogene Gruppe zu wechseln, ist zu Beginn möglicherweise anstrengender, wenn sich etwa Entwickler mit der Meinung von Business-Experten, Vertriebsmitarbeitern und Testern auseinandersetzen müssen. Vielfalt fördert aber nicht nur die Kreativität (Mayer, Warr & Zhao), sondern auch die Teamperformance (Diegmann & Rosenkranz). Genau diese Vorteile machen sich crossfunktionale Teams zunutze. Am Ende des Aushandlungsprozesses entsteht für so ein Team ein deutlicher Mehrwert. Denn die gemeinsame Lösung bildet den Ende-zu-Ende-Prozess ab, und das Team behält den Gesamtüberblick.
Crossfunktionale Teams überwinden Silos, teilen ihr Wissen und blicken über den Tellerrand.
Ein weiterer Vorteil eines crossfunktionalen Teams ist seine hohe Geschwindigkeit. Da alle am Produkt beteiligten Experten ihre Sichtweise einbringen können, werden auch Themen und Aspekte berücksichtigt, die sonst erst am Ende auftauchen. Ein Beispiel aus unserer Praxis: Ein Team tüftelte wochenlang an einer Lösung für das Gehäuse einer Kamera. Erst als es fertig war, fiel einem der Produktentwickler auf, dass die Öffnung für den Sensor zu klein war. Sie hatten vergessen, die Kollegen von der Sensor-Abteilung einzubinden.
Ihr und euer Team solltet euch nicht entmutigen lassen, wenn anfangs zäh diskutiert wird und viele Rückfragen kommen (z.B. zu einzelnen Begriffen). Das gemeinsame Aushandeln funktioniert am besten, wenn die Teammitglieder die gleiche Wertebasis haben und darauf vertrauen, dass die Einwände der anderen nicht als Angriff gegen sie, sondern, im Gegenteil, eine Bereicherung sein können.Eine solche Kultur entwickelt sich meistens im Laufe der Zusammenarbeit. Ihr könnt sie auch von Beginn an fördern, indem ihr anregt, gemeinsam Werte zu vereinbaren, hinter denen alle stehen. Zum Start bieten sich die fünf Scrum-Werte an. Schreibt jeweils einen Wert auf ein Flipchart-Plakat und arbeitet gemeinsam heraus, was der einzelne Wert für die Teammitglieder bedeutet. Die fertigen Plakate hängt ihr im Teamraum auf. So können alle in Meeting-Situationen, in denen ihrer Meinung nach ein Wert verletzt wurde, darauf verweisen und so eine Diskussion darüber anregen.[youtube v="QNaqE4UIWRY"]
In insgesamt fünf Beiträgen stellen wir euch die sieben Verhaltensweisen erfolgreicher agiler Teams vor. Dabei gehen wir auf die dahinter liegenden Prinzipien ein und geben Tipps, wie ihr diese Verhaltensweisen in Teams fördern könnt. Für Teams, die das agile Zusammenarbeiten erlernen möchten, empfehlen wir die Inhouse Trainings Agile Team Member (mit Zertifizierung) oder Agile Intro.#1 – Doing vs. Being Agile #2 – Umgang mit Fehlern und Diversität#3 – Freude bei der Arbeit & Sustainable Pace#4 – Anpassungsfähigkeit & schonungslose Offenheit#5 – Freiwilliges Teilen von WissenGeschrieben in Zusammenarbeit mit Carsten Rasche.Originalartikel erschienen im ProjektMagazin – verwendet mit freundlicher Genehmigung.
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