In meinem Gespräch mit Hannes Cizek, CEO der Raiffeisen Capital Management,
betonte er, dass einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für die agile
Transformation darin lag, sich strikt an die Vorgaben der Frameworks zu halten. Die
Meeting-Strukturen wurden eingehalten, die Rollen wie Scrum Master und Product
Owner klar definiert und mit den richtigen Ressourcen ausgestattet – genau so, wie
es das Scrum-Framework vorgibt.
Auch heute, zehn Jahre später, geht er in seiner Rolle als CEO ähnlich vor – und
sieht erneut die Ergebnisse. Nach 25 Jahren, in denen ich Scrum-Master-Trainings
und Product-Owner-Schulungen geleitet habe, weiß ich, wie wichtig diese „Baby-
Schritte“ am Anfang sind. Natürlich sage ich inzwischen mit einer gewissen
Gelassenheit, dass es letztlich egal ist, ob die Rolle Scrum Master so genannt wird
wie im Scrum Guide oder anders – oder ob Backlog Items „Anforderungen“ heißen.
Doch eines ist klar: Es ist nur dann egal, wenn die Ergebnisse stimmen.
Und hier liegt der Knackpunkt. Immer häufiger sehe ich Organisationen, die agiles
Arbeiten nur halbherzig einführen. Scrum Master werden in „Facilitatoren“
umbenannt, um klarzumachen, dass die Rolle keine Entscheidungsbefugnis haben
soll. Aus Product Ownern werden „Product Manager“, die jedoch ebenfalls keine
Entscheidungen treffen dürfen. Die Konsequenz? Die Erfolge, die Hannes Cizek
erlebt hat, bleiben aus.
Das Problem geht tiefer, als es auf den ersten Blick scheint. Immer mehr Menschen
kommen mit Agilität in Berührung, doch gleichzeitig erleben sie, dass die erhofften
Ergebnisse ausbleiben. Es entsteht ein falsches Bild von Agilität, das in der Praxis
wenig mit den Prinzipien zu tun hat, die tatsächlich zu Erfolg führen.
Ermutigend ist jedoch, dass meine jüngsten Gespräche mit Führungskräften ein
anderes Bild zeigen: Dort, wo Unternehmen die agilen Prinzipien konsequent durch
die Frameworks einführen, stellen sich die Ergebnisse ein. Diese Organisationen
arbeiten schneller, effizienter und effektiver. Der Schlüssel liegt also darin, die
Grundlagen ernst zu nehmen und nicht von Anfang an Kompromisse einzugehen.