Stefan Rettenbacher, IT-Transformationmanager bei Wien Energie, begeisterte sein Publikum auf der Agile Austria mit einem Vortrag, der eindrucksvoll demonstrierte, wie Agile Transformation und IT-Transformation im Change-Management gelingen können. In seinem Vortrag „Woher kommt die Energie für die Transformation?“ zeigte er, dass im Rahmen von Prozess-Workshops nicht nur die technische Umsetzung, sondern vor allem auch die menschliche Komponente im Change-Management im Vordergrund steht. Sein wunderschönes Beispiel, war die Entscheidung einer Managerin, statt der stereotypen Darstellung der „blonden Schlumpfine“ den „Strongman“ als Symbol der Stärke der IT-Abteilung zu symbolisieren.
Spielerische Methoden wie Lego® Serious Play® und Playmobil® einzusetzen, sind in der modernen Prozessvisualisierung bewährte Ansätze, um komplexe Sachverhalte im Rahmen von Scrum-Projekten und Design Thinking-Workshops oder auch beim Prototyping zu verdeutlichen. Diese kreativen Methoden im Management ermöglichen es Managern und Teams, ihre unbewussten Denkprozesse zu aktivieren und den angestrebten Transformationsprozess durch interaktive Simulationen erlebbar zu machen. Solche interdisziplinären Ansätze finden ihren theoretischen Hintergrund beispielsweise in der Systemtheorie von Niklas Luhmann (Luhmann, 1995) und in der Gestaltpsychologie nach Koffka (Koffka, 1935).
Ein nächster Schritt in der Entwicklung von Produkten mit der Hilfe der Gestalt ist die Aufstellungsarbeit. Hierbei werden die zuvor als Papierprototypen dargestellten Prozesse durch reale Personen verkörpert, wodurch der Transfer in die praktische Prozessvisualisierung und das Erlebte noch stärker von den jeweiligen Personen integriert wird. Durch diese lebendige Methode, die häufig in Agile Workshops und Design Thinking-Sessions Anwendung findet, wird der Transformationsprozess nicht nur theoretisch erfasst, sondern auch emotional und körperlich erlebt. Dieser Variante der Embodied Cognition – die Wechselwirkung von Körper und Geist – unterstützt diesen Lernprozess (Wilson, 2002). Ist allerdings für viele zu Anfang so ungewohnt, dass der Facilitator sich sehr darüber bewusst sein muss, wie er diesen Schritt in die Arbeit mit seinen Teams einführt.
Ob im Rahmen eines Scrum-Projekts, in Design Thinking-Workshops oder während spezifischer Agile Workshops wie Product Owner Trainings und Scrum Master- Trainings – die Integration spielerischer Methoden in Change Management-Prozesse hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen. Diese Ansätze fördern nicht nur Transformation und Innovation, sondern brechen auch das Eis zwischen den Teammitgliedern. Der Philosoph in mir findet es immer wieder verrückt, dass all dieses Wissen schon uralt ist. Selbst Immanuel Kant erklärte bereits in einem der schwierigsten Bücher, das ich kenne, in der Kritik der Urteilskraft, dass die sinnlichen Erfahrungen eine zentrale Rolle im Erkenntnisprozess (Kant, 1790) haben.
Ich kann es nur bestätigen, das Nutzen von spielerischen Elementen insbesondere von gestalterischen Methoden, wie die erwähnten Figuren, oder auch das Simulieren von Abläufen durch agile Spiele führt so dazu, dass Teams schneller in die operative Zusammenarbeit finden.
Die praktische Anwendung dieser Methoden erfordert – aus meiner Sicht, erst einmal keine spezielle Ausbildung – sie basieren vielmehr auf der Kreativität und dem Engagement des Teams. Experimentiere mit den Playmobil-Methoden oder setze Lego® Serious Play® ein, um Prozesse und Ideen in einer anschaulichen Form zu visualisieren. Zeichne den angestrebten Prozess grob auf und lass die Figuren in einem simulierten Szenario interagieren. Anschließend folgt eine strukturierte Retrospektive, in der die gewonnenen Erkenntnisse analysiert und konkrete Maßnahmen für den realen Transformationsprozess abgeleitet werden.
Klar – der nächste Level ist, sich tiefer damit auseinanderzusetzen und vielleicht eine Ausbildung in Lego® Serious Play ® oder einer anderen gestalttherapeutischen Variante zu machen. Doch das kommt nur für den infrage, der sich intensiv mit diesem Ansatz weiiterbeschäftigen will.
Dabei ist zu beachten, dass spielerische Ansätze primär, als Analyse- und Prototyping-Tools dienen. Die erfolgreiche Umsetzung von Transformation und Innovation erfordert weiterhin den unermüdlichen Einsatz der „Macher“ – jene, die den theoretischen Input in die Praxis überführen.
Die Integration spielerischer Ansätze wie Lego® Serious Play ® , das Spielen mit Playmobil® und darüber hinaus der Aufstellungsarbeit in agile Prozesse ist ein wirkungsvoller Hebel im Change-Management. Sie ermöglichen nicht nur eine tiefgreifende Prozessvisualisierung, sondern fördern auch die Zusammenarbeit und Kreativität in Agile Workshops. Diese interdisziplinären Ansätze tragen maßgeblich dazu bei, dass Transformation und Innovation in Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden können. Stefan Rettenbachers Ansatz bei der Agile Austria zeigt, dass Authentizität und der Einsatz kreativer Methoden im Management den Weg zu nachhaltigen Veränderungen ebnen – und sogar viel Spaß in die Arbei bringen kann .