25 Jahre nach dem Agilen Manifesto setzen viele Unternehmen weiterhin auf
traditionelle Methoden zur Produktentwicklung. Noch immer hören wir auf
Konferenzen von Projekten, die Jahre dauern. Ein befreundeter Geschäftsführer
berichtete mir kürzlich, dass sie stolz darauf seien, ihre Entwicklungszeit von sieben
auf drei Jahre reduziert zu haben. Als ich ihn fragte, ob dies an der tatsächlichen
Arbeitsdauer des Produkts liege, antwortete er: Nein – die vielen Abhängigkeiten,
Zulieferer, das Management und die Erkenntnisgewinnung würden einfach ihre Zeit
benötigen.
Dabei bietet Scrum eine bewährte Methode, um moderne Produktentwicklung
effizient zu gestalten. Besonders der Product Owner spielt eine zentrale Rolle in der
Organisation und Steuerung agiler Teams – er steht für die Product Vision. Unsere
Erfahrung zeigt jedoch, dass diese Rolle in vielen Organisationen noch immer
unterschätzt wird. Oft wird der Product Owner mit einem Projektmanager
verwechselt, der keine Entscheidungskompetenz besitzt. Stattdessen sollen
weiterhin Linienvorgesetzte die wesentlichen Entscheidungen treffen.
Eine Studie von McKinsey (https://www.mckinsey.com/business-
functions/organization/our-insights/the-agile-enterprise) zeigt, dass agile
Unternehmen um 30% effizienter arbeiten als ihre nicht-agilen Wettbewerber.
Unsere Erfahrung zeigt, dass gezieltes Training und Weiterbildung sowohl
angehenden als auch erfahrenen Product Ownern und deren Vorgesetzten das
nötige Vertrauen geben kann, um die Produktentwicklung nachhaltig zu verbessern.
Ob es um neue Methoden in der Anforderungsgenerierung geht oder um die
Stärkung des Vertrauens innerhalb der Teams – all diese Faktoren helfen, Agilität
und agiles Arbeiten als Mittel zu verstehen, mit dem sich Unternehmen durch
innovative Produkte schneller an Marktveränderungen anpassen können.
Doch es braucht neben dem Verständnis für neue Entwicklungsmethoden auch die
Erkenntnis, dass agiles Arbeiten für viele Organisationen noch immer einen
tiefgreifenden Wandel bedeutet.
In unserem Kombitraining bringen wir angehende Scrum Master und Product Owner
zusammen, damit sie von Anfang an verstehen, dass Scrum ohne ein neues
Verständnis für Produktentwicklung lediglich eine weitere iterative Vorgehensweise
bleibt. Zwar kann kontinuierliches Feedback und regelmäßige Anpassung die
Qualität der Produktentwicklung steigern, doch muss die Organisation diesen Ansatz
auch akzeptieren. Solche Kombitrainings verdeutlichen die enge Verbindung
zwischen der Rolle des Scrum Masters und des Product Owners – beide sind stark
miteinander verknüpft und unterstützen sich gegenseitig.
Jeff Sutherland betonte bereits vor 20 Jahren, dass gezieltes Training in Scrum und
Product Ownership Unternehmen hilft, klare Verantwortlichkeiten zu definieren und
die Zusammenarbeit zwischen Teams und Stakeholdern zu optimieren ("Scrum: The
Art of Doing Twice the Work in Half the Time", 2014). Unternehmen, die Scrum
konsequent anwenden, profitieren von flexibleren Entwicklungsprozessen und einer
gesteigerten Effizienz in der Organisation – wie ich immer wieder in Interviews mit
Führungskräften bestätigt bekomme. Eine Studie der Harvard Business Review
(https://hbr.org/2020/05/what-good-product-owners-do) zeigt, dass Unternehmen mit
gut ausgebildeten Product Ownern ihre Time-to-Market um bis zu 40% reduzieren
können. Weiterbildung in diesem Bereich bleibt essenziell, denn agile Methoden
werden in Europa und Deutschland nach wie vor in ihrer vollen Wirkung
unterschätzt. Und wir stehen trotz 25 Jahren agilem Denken in vielen Bereichen
noch immer am Anfang.