In Berichten über die Generation Y (zum Beispiel Warum die Generation Y ständig unzufrieden ist) gibt es immer wieder dieses hübsche Bild vom Einhorn. Verkürzt gesagt glauben wir Y-ler, dass wir unglaublich schöne und gute Menschen seien, die alles erreichen können. Auf der anderen Seite steht die arme Geschäftswelt, die nicht weiß, was sie tun soll, da es wegen des demographischen Wandels zu einer Verknappung von Personal kommt. Wie soll man nun diese Generation Y mit ihrem übersteigerten Anspruch am besten ködern, um zukünftig an die knappen Personalressourcen ranzukommen?Immer wenn ich sowas lese und höre, fühle ich mich traurig. Ich frage mich, ob sich wirklich jemand die Mühe gemacht hat, sich mit dieser Generation in aller Tiefe auseinanderzusetzen. Dazu ein paar Gedanken aus meinen Beobachtungen, für die ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe:
Erschwerend kommt hinzu, dass die Generation Y mit ihrer exzellenten Ausbildung, analytischen Kompetenz und Praxiserfahrung seit den ersten Studienjahren fähig ist, hinter die Kulissen propagierter Aussagen zu sehen. Auf gut Deutsch: Wir sind kritisch, lassen uns kein X für ein U vormachen und bilden uns gerne unsere eigene Meinung. Denn dass man Medien nicht trauen kann, wissen wir schon längst.In diesem Sinne sind mir auf dem höher gebildeten Sektor drei Typen der Generation Y aufgefallen:
Lethargie ist da, man akzeptiert was ist, arbeitet so viel wie nötig, und sucht sich seinen Ausgleich in der Freizeit. Die Dauerberieselung durch die Medien wird akzeptiert, um den Gedanken, was sich denn hinter dieser Welt verstecken möge, zu überdecken. Man kann seine Firma im besten Falle leiden, aber da man sich bewusst ist, dass einem selten die Wahrheit gesagt wird, schaut man lieber nicht hinter die Kulissen. Stattdessen legt man sich einen Hund und eine Freundin/einen Freund zu und macht das Beste aus seinem Privatleben. Die Arbeit wird als lästiger Bestandteil akzeptiert, die innere Kündigung wird zur Dauereinstellung.
Einige der bestausgebildeten und bestvernetzten Personen sind sich darüber im Klaren wie es läuft, und versuchen es mit der "AUA-Methode" des Vertriebs: Im Sinne des "Anhauen - Umhauen - Abhauen" versuchen sie innerhalb kürzester Zeit die Karriereleiter zu erklimmen und mit viel Geld auf der hohen Kante aus dem System so bald wie möglich auszusteigen. Ob das gelingen wird, oder ob die Räder des Systems zu einem anderen Ergebnis führen, sei dahingestellt.
Dieser Typ hat sich letztendlich seiner Verantwortung gestellt. Ihm ist klar, dass sich die Welt nur mit seiner Hilfe verändern wird. Er hat sich lange gefragt, was ihm wirklich am Herzen liegt und wo seine Kompetenzen liegen. An diesen arbeitet er kontinuierlich und ist bereit, dafür Opfer aus seinen anderen Lebensbereichen zu bringen, da er mit seinen Fähigkeiten etwas (zum Besseren) bewegen will. Diese Leute überlegen gut, wo sie sich einbringen, gehen ihren Leidenschaften nach und sind kritisch und sehr aufmerksam, was den Zweck und den Wahrheitsgehalt einer Firma betrifft.In diesem Sinne liegt es an Ihrer Firma zu entscheiden, welche Menschen sie anziehen möchte und wer sich für sie einsetzen soll. Typ A braucht nicht viel und wird Ihnen auch nicht viel zurückgeben. Typ B wird seinen Bezugspunkt über das Gehalt definieren, seien Sie sich dabei aber im Klaren, dass er Sie genau so schnell wieder verkaufen wird, wie Sie ihn eingekauft haben. Typ C ist vermutlich der heilige Gral, den Sie suchen.Wenn Sie den wollen, wird Ihr Unternehmen authentisch sein müssen. Eines, das aufrecht zu seinen Aussagen steht. Ein Unternehmen, in dem Leute arbeiten, die inspirierend sind und nicht davor zurückschrecken, sich Fehler einzugestehen, die bereit sind, ihren ehrlichen, nach bestem Wissen und Gewissen eingeschätzten Beitrag zu einer besseren Welt beizusteuern. Abgesehen von einer gewissen emotionalen Intelligenz (aka Bauchgefühl) finden wir Y-ler auf Firmenbewertungsportalen mehr als genug Infos, um zu wissen, wer es ernst meint und wer nicht. Stecken Sie also in Ihrem eigenen Sinne die Energie und die Ressourcen Ihres Unternehmens nicht in das Verdecken von Schwachstellen, sondern arbeiten Sie ehrlich an der Authentizität.Wenn Sie noch weiter gehen wollen, gehen Sie ein Stück in Richtung Demokratisierung. Ricardo Semler hat es mit Semco vorgezeigt: Vom Umsatzwachstum abgesehen kann er aus einem unerschöpflichen Pool der besten Studienabgänger schöpfen.Es liegt an uns, an der Generation Y, zu entscheiden, wie es mit dieser Welt weitergehen soll. Es liegt aber an den Verantwortlichen in den Unternehmen, zu entscheiden, ob sie uns dabei helfen wollen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Falls ja, können Sie sich unserer Loyalität sicher sein. Falls nicht, werden wir unsere eigenen Firmen gründen, um es zu tun. Denn irgendwer muss es tun.