„Agile Produktentwicklung kann nicht funktionieren, weil wir viel längere Abstimmungs- und Bestellzeiträume mit Lieferungen haben.“ „Wir haben nicht die Möglichkeiten agil zu testen, uns fehlen die Mittel und Testmaschinen / Testanlagen.“ „Wir haben zu große Abhängigkeiten zu anderen Marktteilnehmern, als das wir schneller sein können.“ „Unsere (Qualitäts-)Prozesse lassen einen agilen Ansatz gar nicht zu.“
Diese und andere Ausreden kennen Sie sicherlich bereits – entweder von sich selbst oder von Menschen aus Ihrem Umfeld. Und wissen Sie was, ganz so unrecht haben diese Menschen nicht. Oftmals entstehen diese Aussagen basierend auf gemachten Erfahrungen oder Erlebtem und Gehörtem. Eine gewisse Grundskepsis hilft, oftmals nicht gleich jeder neuen Sau, die durch das Dorf getrieben wird, zu folgen.
Was aber, wenn
- die Konkurrenz plötzlich mit ihrer Produkteinführung an Ihnen vorbeizieht?
- Lieferanten und Hersteller u.a. Transparenz, Schnelligkeit und Innovation in der Produktentwicklung fordern?
- Prototypen und Musterbeispiele einfach auf den Markt gebracht werden, um Funktionen zu validieren?
- Mitarbeiter mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit einfordern?
Ja, dann ist es wohl doch Zeit, die physische Produktentwicklung umzudenken und das nicht nur in den ersten Phasen der Ideenfindung, Konzeptionierung und Gestaltung, sondern insbesondere im Prototypenbau und der eigentlichen Entwicklung bis zum Produktionsstart und der Übergabe in die Serie.
Bei Neuproduktentwicklungen sind wir oftmals freier in unseren Gestaltungsfreiheiten und der Parallelisierung unserer Aufgabenpakete, daher klammere ich das mal aus. Was tun wir aber, wenn wir in einem gefestigten Projekt unterwegs sind, was mittlerweile alle Budget- und Zeitplanungen gerissen hat, nur ist das erwartete Ergebnis noch nicht in dem erwarteten Reifegrad vorhanden, wie es eigentlich sein sollte? Dann ist es Zeit für die Task Force!
Oder anders gesagt, lassen Sie uns endlich ein Team zusammenstellen, welches agile Arbeitsgrundlagen für sich nutzt, um zu liefern.
Man nehme dafür:
1 Tag Agile Intro Training mit Kernteam und angelehnten Schnittstellen
+ 1 Tag Workshop mit Kernteam
+ 1x Abstimmungstermin mit Auftraggeber / Management
= 2,5 Tage Investition für sofortige Fokussierung und Priorisierung der bevorstehenden Aufgabenpakete
Das Agile Intro Training dient zur Vergemeinschaftung und Vereinheitlichung des agilen Grundgedankens. Welche Werte und Prinzipien sind die Basis für Kommunikation, Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung. Hier wird der Grundstein der Verständigung und des einheitlichen Verständnisses geschaffen. Zusätzlich ist hier wichtig, ein gemeinsames Verständnis für den PDCA (Plan-Do-Check-Act) Zyklus zu finden und wie Ziele priorisiert und dann geliefert werden können.
Der Teamworkshop dient dazu, die gelernten theoretischen Inhalte direkt auf das Projektteam anzuwenden - ein Hands-on-Workshop. Themen die hier unbedingt angesprochen, diskutiert und vereinbart werden müssen:
- Festlegung der festen Rahmenbedingungen: Ressourcen, Budget und Zeit
- Klare Zieldefinition und keine ewige Visionsfindung: was konkret wollen wir erreichen und bis wann?
- Teamzusammensetzung basierend auf den notwendigen Funktion und Skills (wen benötigen wir im Kernteam und wen als unterstützende Funktion?)
- Festlegung konkreter Rollen und Verantwortlichkeiten
- Grober Aufbau des Backlogs wie ein Themenspeicher und dann konkrete daraus resultierende anstehenden Aufgabenpakete
- Festlegung des Iterationszyklus
- In welchen regelmäßigen Abständen treffen wir uns für Aufgabenplanung, Ergebnisvalidierung und Zusammenarbeitsoptimierung
- Commitment von Teammitgliedern und Management / interne Auftraggeber – zwingend erforderlich
Und dann heißt es: Durchstarten und anfangen Wert zu erzeugen.
Und das geht auch wunderbar in der physischen Produktentwicklung und der Produktion, wenn die folgenden Rahmenbedingungen stimmen. Sie haben:
- Dedizierte, cross-funktionale Teams
- Alle notwendigen Funktionen und Skills an einen Tisch bringen inkl. vor- und nachgelagerten Abteilungen zur Produktentstehung wie bspw. Qualität, Fertigung, Supply Chain, Tester und Labor
- Klare Rollen und Verantwortlichkeiten für Projekt-/Produktteams
- Verantwortung für Informationsfluss und Rentabilität
- Verantwortung für Zusammenarbeit und Produktivität
- Verantwortung für Qualität und Projekt-/Produkterfolg
- Priorisierte und fokussierte Aufgabenpakete
- Es gibt nur eine Prio 1. Die Lieferung sollte der Fokus eines jeden Teammitgliedes sein. Hilfreich ist hier die Festlegung auf eine Priorisierungsmethode oder Priorisierungsfaktoren.
- Konkrete, kleine Arbeitspakete, die innerhalb eines Iterationszyklus geliefert werden können und messbar sind
- Regelmäßige Zusammenkünfte zur Verifizierung und Abnahme der Ergebnisse
- Direkte und klare Kommunikation und Transparenz zum Auftraggeber und wenn möglich sogar Nutzer, damit sofortiges Feedback eingeholt und möglichst schnell umgesetzt werden kann.
Zusätzlich können Sie auch in herausfordernden Bereichen der Produktentwicklung und Produktion kreativ und schneller werden:
- Längere Lieferzeiten können grundlegend eingeplant werden. Zusätzlich ermöglicht eine engere Abstimmung und Zusammenarbeit mit den verschiedenen Lieferanten der Wertschöpfungskette eine schnellere Belieferung bzw. eine schnellere Rückkopplung bei anstehenden Lieferschwierigkeiten. Überlegen Sie, wie früh Sie Konzepte, Designs und Zeichnungen übermitteln wollen, damit sich Ihr Partner auf Ihre Belieferung einstellen kann.
- Betreiben Sie kein „Single Sourcing“, sondern legen Sie den Fokus viel mehr auf zwei bis drei Kernlieferanten. Ja, dies bedeutet, dass Sie nicht immer den günstigen Preis erhalten, jedoch schlägt Lieferfähigkeit, Stabilität und Planbarkeit jeden Preis.
- Die grundsätzliche Überlegung, ob Sie wieder mehr inhouse fertigen und somit die Abhängigkeit zu Lieferanten reduzieren wollen.
- Blockieren Sie konkrete Projektzeiten für Ihre Maschinen und Anlagen, damit Ihre Teams die Tests geplant durchführen können.
- Schaffen Sie eine Testumgebungen mit virtuellen Testbereiche oder bauen Sie eine Testanlage, die eigens für die Verprobung und Verifizierung der Produkte dient.
- Oder gibt es die Möglichkeit, sich mit einem Kleinserienspezialisten zu verknüpften, der Sie bei Ihren Prototypen und verschiedenen Stufen der Musterung unterstützt? Eventuell wird dies sogar durch Ihren Endkunden unterstützt.
- Wie wäre es, wenn Sie notwendige Werkzeuge oder Vorrichtungen selbst herstellen, um somit nicht noch eine Abhängigkeit zu erzeugen?
- Und es gibt bei der Umsetzung der Aufgabenpakete, auch während des Tagesgeschäftes, eben immer nur eine höchste Priorität und die wird konsequent verfolgt und umgesetzt.
Hört sich einfach an? Ist es tatsächlich auch.
Ich sage nicht, dass die Umsetzung leicht oder kostengünstig wird, jedoch sind die Lösungen einfach. Das Geheimnis liegt im Machen! Wenn Sie selbst noch Anlaufschwierigkeiten haben oder Ihren Arbeitsablauf mit Experten hinterfragen wollen, melden Sie sich gerne. Die Produktentwicklung und insbesondere die Fertigung / Produktion bieten so viele großartige Hebel für schon kleine Veränderungen und Optimierungen.
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