Diversität - das heißt Unterschiedlichkeit als Synergie zu nutzen. Was verspricht man sich davon: eine erhöhte Problemlösungsfähigkeit, Kreativität und Innovation im interpersonalen Denken sowie die Etablierung der Kundenorientierung als eine wesentliche Säule in der Unternehmensstrategie. All dies soll immer mehr zu einer unternehmensweiten Erfolgssteigerung beitragen, deren Geheimnis u.a. über bewusst divers zusammengestellte Teams (vgl. Mor Barak, 2011; Schraudner, 2010) möglich wird. Die Mannigfaltigkeit von Persönlichkeiten und damit von unterschiedlichem Wissen wird als einer der großen Hoffnungsträger für Innovation und Change gesehen. Ein Mehrwert, der sich ableiten soll, ist die Vielfalt von Perspektiven. Auf diese Weise sollen die Teammitglieder mehr über die Unterschiedlichkeiten im Team erfahren und lernen, diese als Selbstverständlichkeit begreifen und auf die Weise, sich selbst sowie die anderen mit einer anderen Brille betrachten. Daraus resultiert ein spürbar offenerer Umgang mit dem anders Denken, anders Handeln, anders Sein. Denn eins ist klar: Diversität ist nur dort möglich, wo die Kraft des verschieden Seins als Gewinn verstanden wird und nicht als Bedrohung oder Risiko. Anstatt den anderen anhand von Vorurteilen oder Mutmaßungen falsch zu bewerten, kann die Offenheit und Neugierde für die "Landkarte" des Teamkollegen viele Konflikte deeskalieren, für Harmonie im Team sorgen und die Kommunikationskultur spürbar verbessern. Das anders Sein als Gewinn zu begreifen, verhindert das allseits beliebte und oftmals gern praktizierte Schubladendenken und damit die Reduktion des Fremden auf das einmal ermittelte Bild (z.B. erster Eindruck).Sogenannte Typologien sind eine aufschlussreiche Möglichkeit, um eine klärende/verständliche Perspektive auf eine Situation und/oder die handelnden Personen zu bekommen. Eric Berne (1910 - 1970), der Begründer der Transaktionsanalyse (tiefenpsychologische Methode), hat dafür ein Modell entwickelt, das die Unterschiedlichkeit von Persönlichkeiten und ihre jeweiligen Motivationen herausarbeitet: das Antreiber-Modell. Antreiber sind Botschaften, die wir bereits aus unserer Kindheit von unseren Eltern kennen - meist gut gemeint, aber oft als Ratschlag vorgegeben, um den elterlichen Ansprüchen und Vorstellungen gerecht zu werden. Hinter den Antreibern stehen Typologien, die zu verstehen geben sollen, dass die Motivation, auf eine bestimmte Art zu denken oder zu handeln, stark differenzieren kann. Auf diese Weise wird das Verstehen für das Tun meines Gegenübers erleichtert. Kenne ich den (dominanten) Antreiber meines Gegenübers und die dahinter stehende Motivation, dann verstehe ich ggf. sein Tun und kann es besser nachvollziehen.
Ich möchte meinen Blick auf drei der am häufigsten auftretenden inneren Antreiber richten.
Er ist exakt, akkurat und zwanghaft genau. Er lässt bei sich und anderen keine Fehler durchgehen. Gleiches gilt selbstverständlich auch für seinen Anspruch an die Qualität einer Lieferung. Um Dinge zu erledigen, braucht er daher viel Zeit, weil seine Lösung immer auf 130 Prozent ausgerichtet ist. In seinem Tun ist er zuverlässig. Seine Lösungen sind stets gut geplant und durchdacht.
Er ist spontan und fast immer in Eile. Er drückt in seinem Handeln immer aufs Tempo. Hochinitiativ läuft er am besten gerade unter Zeitdruck zu Höchstform auf. Viele seiner Arbeiten sind mit heißer Nadel gestrickt und werden wirklich erst auf den letzten Drücker fertig. Ihn zeichnet eine hohe Flexibilität aus. Geduld gehört allerdings nicht zu seinen Stärken.
Er ist stark beziehungsorientiert und strebt stets nach Harmonie. Dafür opfert er sich auf, bringt sich bedingungslos ein und vergisst sich dabei oftmals selbst. Dafür erwartet er für seine Erledigungen und das, was er ist, Anerkennung und Zuspruch.
Ich möchte euch einladen, euren ganz persönlichen Antreiber kennen zu lernen. Eins steht nämlich fest: Man sollte immer erst mal sich selbst und seine Antreiber kennengelernt haben, bevor man sich den Antreibern anderer Menschen zuwendet. Wichtig dabei ist, dass ihr das Ergebnis als Hinweis, als Chance und nicht als Regel versteht. Unsere inneren Antreiber sind situationsabhängig und fast immer gibt es Mischformen. Allerdings sind oftmals Tendenzen zu erkennen, die zumindest zum Nachdenken anregen können.Beantworte bitte die unten stehenden 30 Aussagen anhand einer Skala von 1 bis 5. Bewerte die Sätze für dich so, wie du sie im Augenblick in deiner Berufswelt siehst und trage den entsprechenden Zahlenwert in die Tabelle (unten) ein (vgl. Horger-Thies, 2011).Die Aussage trifft auf mich und meine Berufswelt zu:1 = gar nicht 2 = kaum 3 = etwas 4 = gut 5 = voll und ganz
be perfectFrage1568131419222528SummeWerthurry upFrage37912151823242930SummeWertplease meFrage241011161720212627SummeWertFaustregel zur Auswertung: Bei Summen zwischen 30 und 35 kannst du schrittweise Stress abbauen. Bei Summen größer als 35 solltest du auf stressbedingte Gesundheitsgefährdungen achten und unbedingt anfangen, an deinem Tun zu arbeiten.
Die größte der drei erhaltenen Summen der Totalwerte markiert deinen persönlichen inneren Anreiber. Dieser ist eine besonders ausgeprägte Kompetenz und durch diesen kann man (nicht selten) in Stress kommen. Wie war dein Ergebnis? Hättest du vermutet, dass dein persönlicher innerer Antreiber der ist, der im Test für dich markiert wurde? Wann zeigt er sich besonders? War das schon immer so? Wann ist er kleiner?Was ist mit deinen Teamkollegen? Kennst du auch ihre Antreiber? Vielleicht, vielleicht nicht. Das Wissen darüber kann dir auf alle Fälle helfen, das Verhalten in bestimmten Situationen besser zu verstehen. So wird beispielsweise ein "be perfect" im Sprint Planning 1 sicher gerne etwas genauer nachfragen oder besonders skeptisch sein, wenn Requirements besprochen werden. Wer ist ein "please me" in deinem Team? Wer braucht besonders viel Aufmerksamkeit und blüht dann auf, wenn du ihn lobst? Was ist mit dem "hurry up"? Hast du ihn vor Augen: Flinke Hände, schnelles Ende. Da geht noch eine Userstory? Commitment reißen? Niemals. Schnell, schnell, schnell und immer weiter...Ich für meinen Teil habe in vielen Themen einen sehr stark ausgeprägten "be perfect". Gut ist nicht gut genug. Nehmt den Blogbeitrag, den ihr gerade lest. Hätte es den Test unbedingt gebraucht, um die drei Antreiber zu erklären? Hätte es die Sicht auf Sekundärliteratur gebraucht (siehe Literatur)? Mein "be perfect" schreit: Ja! Mein "hurry up" kommt so manchmal zu kurz und seine mahnende Worte, dass der Releasetermin näher rückt, gehen unter. Was tue ich dagegen? Ich stärke meinen "please me". Er sucht in dem Blog nach Anerkennung, vielleicht nach Lob für den tollen Inhalt, das treffende Beispiel. Indem ich den Blog frühzeitig einem Review unterziehe, bekomme ich gute Rückmeldung, dass der Blog schon super ist und er nicht noch noch toller werden muss. Ihr seht, die Antreiber stehen im Verhältnis zueinander und bedingen sich gegenseitig.Und jetzt wünsche ich viel Freude beim Beobachten, Auswerten und Verändern. Diversität lohnt sich.LiteraturHorger-Thies, S. (2011). 100 Minuten für den kompetenten Auftritt. Sich selbst erkennen - Fragebogen zu den Antreibern. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.Mor Barak, M. (2011). Managing diversity: Toward a globally inclusive workplace. Thousand Oaks, CA: Sage.Schraudner, M. (2010): Diversity im Innovationssystem. Stuttgart: Fraunhofer.