Laterale Führung wie jene durch einen ScrumMaster braucht eine spezifische Einstellung zur Rolle und eine entsprechende Haltung, um ihrer komplexen und herausfordernden Aufgabe gerecht werden zu können. Sie braucht Legitimation vom Management, vom Team und letztlich vom Rollenträger selbst, im Sinne von: „Ich will, ich kann und ich darf Führung übernehmen.“ Und sie braucht Handwerkszeug, um Haltung und Legitimation in wirkungsvolles und funktionales Verhalten und Handeln zu transformieren.In den kommenden Tagen werde ich hier sechs wesentliche Grundelemente von Selbstorganisationsprozessen agiler Teams in ihrer Bedeutung und Dynamik beschreiben:
Diese Elemente kennzeichnen prinzipiell jede Form von Selbstorganisation und sind sozusagen ein „natürlicher Kompass“ für die laterale Führung, sowohl zur Analyse ihrer Teams als auch für Interventionen. Wenn man sie berücksichtigt, lassen sich die Stärken und Entwicklungsfelder agiler Teams effektiv einschätzen und man kann sie mit zielgerichteten Interventionen aus der lateralen Führungsrolle heraus in der agilen Selbstorganisation heraus begleiten. Beginnen wir also mit der Grundlage: mit dem gemeinsamen Problem, der Aufgabe, dem Sinn.
Um zu kooperieren und sich selbst zu organisieren, brauchen Menschen ein gemeinsames „Problem“, also eine Aufgabenstellung, die für die Beteiligten gut nachvollziehbar ist und von mehreren Personen besser (oder ausschließlich) bearbeitet werden kann als in Einzelarbeit. Seit Urzeiten organisieren sich Menschen in Gruppen immer dann (selbst), wenn die gemeinsame Aktion und Kooperation einen Sinn ergibt und größeren Nutzen verspricht (Mammut jagen, Pyramiden bauen, Kriege führen etc.). Nur dann erscheint es den Betroffenen zielführender, gemeinsam statt individuell zu agieren. Mit einem Fußball spielen kann man auch alleine, ein „Fußballspiel“ funktioniert per se nur in der Mannschaft. Die Notwendigkeit zur Kooperation als wesentliches Element von Selbstorganisation erhöht jedoch im Arbeitsprozess zuerst einmal die Komplexität von Arbeit und erscheint daher per se nicht immer und für alle als unbedingt erstrebenswert. Vor allem dann nicht, wenn die bisher praktizierte Einzelplatzarbeit als funktional und erfolgreich erlebt wurde.Für laterale Führung kommt es also darauf an, Sinn und Nutzen von Selbstorganisation zu vermitteln und rationale, nachvollziehbare Argumente für das „Warum und Weshalb“ zu kommunizieren. Ebenso ist es wesentlich, positive emotionale Erfahrungen mit Kooperation zu ermöglichen. Spaß an der kooperativen Arbeit entsteht vor allem durch Erfolge, durch das Erleben von Teamspirit und durch interne und externe Anerkennung. Es braucht oft Zeit, bis alle Mitarbeiter die Notwendigkeit und den Vorteil von Selbstorganisation im Arbeitsprozess erkennen und nachvollziehen können. Hier kann und muss Führung Zeit geben und Lern- und Erfahrungsprozesse zur Verfügung stellen. Notwendigkeit erzeugt zuerst rationale Einsicht und dann emotionale Zustimmung.Wichtig ist es, die unterschiedlichen Zugänge der einzelnen Teammitglieder zur Kooperation zu respektieren und herauszufinden, wo der Einzelne steht und was er braucht, um Sinn zu erkennen. Kollektive Appelle an die rationale Einsicht sind nicht falsch, sie genügen aber häufig nicht. Hier gilt es, Widerstände auch anzunehmen, schmelzen zu lassen, individuell zu informieren, und im Sinne von Coaching zu unterstützen. Meist spielen Ängste vor Statusverlust und vor Eingrenzung der individuellen Handlungsmöglichkeiten etc. eine Rolle.Selbstorganisation braucht Führung: Die glorreichen Sechs - SinnSelbstorganisation braucht Führung: Die glorreichen Sechs - StrukturSelbstorganisation braucht Führung: Die glorreichen Sechs - FreiwilligkeitSelbstorganisation braucht Führung: Die glorreichen Sechs - SynchronisationSelbstorganisation braucht Führung: Die glorreichen Sechs - Know-howSelbstorganisation braucht Führung: Die glorreichen Sechs - EntwicklungTrainingstipp:Selbstorganisation braucht FührungBuchtipp:Selbstorganisation braucht Führung - Die einfachen Geheimnisse agilen Managements