Alle wollen die nicht beantwortbare Frage beantwortet haben: Was kostet mein Projekt? Wie kann ich einen Auftrag gewinnen, wenn ich doch am Anfang gar nicht weiß, was ich liefern soll, aber doch einen Preis nennen soll? Vorträge, die diese Frage zu beantworten scheinen, sind immer wieder ausgebucht. Mitch Lacey stellte bei seinem Vortrag auf der Agile Tour Vienna 2011, "Implementing Scrum as a cost saving measure", mit viel Humor das "Money for Nothing Change for free"-Modell und das Modell, dass der Kunde Sprint by Sprint bezahlt, vor. Aber auch er konnte die brennenden Fragen nicht beantworten.Was Mitchs Vortrag für mich aber so interessant machte: Die Klarheit mit der er deutlich machte, dass manche Wahrheiten einfach so sind, wie sie sind.Mitch erklärte, dass die "Cone of Uncertainty" eben so ist, wie sie ist. Es sei nun mal nicht möglich, am Anfang eines Projekts zu wissen, was es kosten könnte. Auch mit Scrum ist es unmöglich, am Beginn eines Projekts etwas Stichhaltiges auszusagen, wenn man noch nichts Genaues weiß und die Dinge noch nicht genau kennt.
Diese Kurvendarstellung ist bereits sehr alt. Und trotzdem verstehen noch immer nicht alle die Aussage dieser Kurve für ihre tägliche Praxis, nämlich dass sie ein Anstoß für die Suche nach anderen Möglichkeiten für die Projektabwicklung ist. Wenn ich sie in Trainings vorstelle, sehe ich immer wieder erstaunte Gesichter.Nun ist in der Harvard Business Review ein Artikel erschienen, der diese Tatsache einmal auf vollkommen andere Weise betrachtet. Wenn es doch so ist - so das Argument -, dass jedes große IT Projekt um den Faktor 2 bis 4 zu teuer wird (also das Budget um ca. 200% bis 400% überschritten wird und dabei durch das Projekt in der Regel nur 25% bis 50% des erwarteten Nutzens entstehen), dann kann doch die Lösung nur sein, schon am Anfang des Projekts davon auszugehen, dass das passieren wird. In diesem Fall müsse man, um die Firma abzusichern, einfach genug aushalten können. Das müsse man also vor dem Start eines großen Projektes berücksichtigen. [1] Sie schreiben das ohne jeden Zynismus, aber sie liegen richtig. Wenn etwas ist, wie es ist, dann hilft es nicht, die Augen davor zu verschließen.[1] Why your IT Project May be Riskier Than You Think, Bent Flybjerg and Alexander Budzier, HBR, Sept 2011, p. 23ff.