Was haben der Beruf eines Consultants und agiles Arbeiten gemeinsam? Die Antwort darauf ist: ständiges Feedback auf dem Weg zur Meisterschaft. In Consulting Organisationen kommen neue Kollegen frisch von der Universität in das Unternehmen und lernen das Business von der Pike auf. So schnell wie möglich werden sie ins kalte Wasser geschmissen und mit den Kunden und deren Projekten konfrontiert. Das ist sehr anstrengend, denn natürlich wissen die neuen Kollegen zunächst gar nicht, ob sie sich beim Kunden richtig verhalten. Auf keinen Fall wollen sie den Ruf der Firma ruinieren, gleichzeitig ist ihnen aber klar, dass sie noch viel zu wenig wissen - trotzdem sollen sie so schnell wie möglich eigenständig agieren. Das sollen sie auch tun, aber dabei tappen sie oft in eine Falle: die Falle der Perfektion.
Wer in unserem Job nach Perfektion strebt, der läuft nicht los. Zu groß ist die Gefahr, etwas Falsches zu sagen, sich dumm anzustellen und schnell beginnt man vor lauter Angst eine Stunde Vorbereitung nach der anderen zu investieren. Das ist löblich, nach den neuesten Studien (u.a. von Daniel Goleman: Focus - The Hidden Driver of Excellence) lernt man aber nur dann effektiv, wenn man Feedback bekommt. Feedback benötigt setzt allerdings das „Machen“ voraus, man muss also etwas tun und sich der Kritik aussetzen. Lernen ist laut Piaget u.a. das Enttäuschen von Erwartungen, also zu bemerken, dass etwas noch nicht so ist, wie man geglaubt hat, dass es ist. Nimmt man dieses Feedback aber ernst, macht man dank des Feedbacks immer mehr Fortschritt (progress). 10.000 Stunden in etwas zu investieren, ohne Feedback durch Kunden, Anwender, Freunde, Kollegen bedeutet nur, dass man 10.000 Stunden etwas tut, ohne besser zu werden, oder? Gut, aber es gibt ja auch noch die Selbstreflexion, mag nun der eine oder andere entgegenhalten. Man tut etwas und schaut sich an, ob das Getane oder Erzeugte so ist, wie man es selbst gerne hätte. Stimmt, doch jetzt schlägt oft der Perfektionist zu, der versteckt in der eigenen Psyche hockt. Man ist so kritisch mit sich selbst, dass man sich nicht mehr den Erfolg des Machens gönnt. Alles, was man produziert, bringt am Ende nur etwas hervor, das bekrittelt wird. Das wiederum erzeugt kein positives, also das Lernen ermöglichende Feedback, sondern nur negative Kritik. Also Folge davon wird das Lernen noch schwieriger.Dem kann man mit einem Leitsatz entgehen: Progress not perfection! Dieser Leitsatz ist in sich systemisch, denn er sagt, dass es keinen Stillstand gibt. Es gibt kein Ende. Es gibt keine Perfektion, denn es geht noch besser. Mit Hilfe dieses kleinen Sätzleins wird deutlich: Es geht darum, jedes Mal, mit jeder Anstrengung, mit jeder Handlung, etwas besser zu werden.Als Consultant musste ich das ganz schnell lernen. Immer dann, wenn ich etwas erzeugt hatte, waren meine Kunden und Kollegen nur halb zufrieden. Sie hatten immer etwas zu bekritteln. Das war gut so, ich konnte das nächste Mal, bei der nächsten Iteration etwas verbessern. Das war viel Arbeit und hat viel Mühe gemacht, vor allem dann, wenn eine Deadline zu halten war. Doch kam die Deadline, naja, dann war das Beste fertig, das zu diesem Zeitpunkt fertig sein konnte. Nicht mehr und nicht weniger. Genau so funktioniert auch agiles Arbeiten. Man traut sich, ist mutig, und wagt zu scheitern. Man liefert etwas ab (ob in Sprints oder nicht, ist da ganz egal) und zeigt es her. Manchmal wagt man etwas und muss anschließend zugeben, dass es eine doofe Idee war. Na und? Nur so lernt man etwas. Der Job des Consultants und agiles Arbeiten sind sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich und das ist wohl der Grund, weshalb wir alle bei Boris Gloger Consulting so gerne lernen. Wir machen jeden Tag Fehler und lernen daraus. Das Feedback ist wichtig, nur so können wir jeden Tag Fortschritte machen.