Im Zuge der ModernRE 2017 kam Gerhard Versteegen, Geschäftsführer von HLMC Events GmbH auf mich zu und hat mich gebeten ein paar Fragen zum agilen Requirements Engineering zu beantworten:
Es geht im Grunde um einen Paradigmenwechsel. Das agile Requirements Engineering fragt nicht, was der Kunde möchte, sondern was er tatsächlich braucht und welche Bedürfnisse noch gestillt werden müssen.
Der Kunde muss sich nicht mit Fragen beschäftigen, die er in der Regel sowieso nicht beantworten kann. Die Verantwortung für das Erheben der Anforderungen liegt beim Fragenden, der nach Problemen nicht nach Anforderungen fragt.
Eine derzeit sehr beliebte Technik ist das Design Thinking. Hier wird systematisch versucht herauszufinden, was der Kunde wirklich braucht. Erwähnenswert sind zudem das Prototyping - diese Methode zeigt dem Kunden sofort, was er bekommen könnte – sowie das ausführliche Erfragen von Problemen der Fokusgruppen.
Ich bin kein Freund von Hybridansätzen. Aber sicher können in einem klassischen Ablaufmodell Elemente von agilen Verfahren genutzt werden. Wie weit Sie damit kommen, ist eine andere Frage. Am Ende ist aber dennoch eine vollständige Umstrukturierung zumeist zielführend.
Natürlich gibt es zu Beginn und während eines Projektes auch Einschränkungen, man sollte aber im Laufe der Entwicklungen den Fokus nicht verlieren. Nachdem ich gesehen habe, dass man – wie es TriAlpha bereits umsetzt – einen Fusionsreaktor agil entwickeln kann, gibt es für mich keinen Grund zu sagen, dass agiles Requirements Engineering irgendwo nicht erfolgreich wäre.
Leider wird das oft so gesehen, doch es ist grundlegend falsch. Die Anforderungen werden nicht vom Product Owner erhoben, sondern vom Entwicklungsteam selbst.
Ganz klar: Design Thinking, User Storys, User Story Mapping und Prototypen.
Das sind auf der einen Seite die Requirements Engineers und Business Analysts – sie müssen umlernen, sich neue Skills aneignen und zu Designern werden, statt weiterhin Anforderungsdokumente zu schreiben – und auf der anderen Seite sind es die Regulierungsbehörden. Wenn in diesen Instituten verstanden würde, wie agile Vorgehensweisen dabei unterstützen, die Standards der unterschiedlichen Industrien besser einzuhalten, als mit traditionellen Methoden, könnte ein regelrechter Produktivitätsschub durch die deutsche Wirtschaft gehen.