Der Vater von Scrum arbeitet immer noch mit seiner humorvollen und provokativen Art, um die Welt agiler zu machen - „because change is the only constant"! Vor einigen Wochen hatte ich die Chance und die Freude, Ken Schwaber live zu erleben. Er stellte seinen Agility Path (http://de.slideshare.net/Ullizee/agility-path), seinen Weg zur agilen Organisation vor. Ich erschrecke immer wieder Manager, wenn ich sage: „Das Management Team bzw. die Transition Teams sollen auch Scrum machen! Die agile Zielorganisation kann heute unmöglich bekannt sein. Es ist genau so, wie wenn ihr ein Produkt entwickelt: Von dem wisst ihr auch noch nicht genau, wie es aussehen wird. Wir sollten inkrementell vorgehen.“ Die Argumentation von Ken spricht mir direkt aus der Seele!
"Ja natürlich sind wir agil! Wir machen Daily Scrums, wir machen Sprint Plannings und wir haben Task Boards!" Ken erinnert uns, dass „Scrum machen“ nicht automatisch bedeutet, dass m
an „agil“ ist. Für eine Organisation beschreibt Agilität ihre Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren, sich anzupassen, Chancen wahrzunehmen und damit einen nachhaltigen Erfolg zu sichern. Scrum auf Teamebene ist ein wunderbares Mittel, um agil zu werden. Aber der Rahmen und die agilen Prinzipien müssen in der gesamten Organisation geschaffen werden. In vielen Organisationen, die sich als agil bezeichnen, kann man aber überhaupt nicht nachvollziehen, wie agil diese Organisation tatsächlich ist, was es konkret bedeutet und was die Implementierung von agilen Praktiken bewirkt.
Eine starke Aussage von Ken ist, dass es kein Modell gibt, das man einfach an eine Organisation ankleben kann - und schon ist sie agil. Alle Modelle wie Rational Unified Process (RUP) oder Scaled Agile Framework (SAF) können ihnen den Weg nicht ersparen. Eure agile Organisation und damit eure Unternehmenskultur, Führungskultur, eure Prozesse, eure Aufbauorganisation könnt ihr nur inkrementell neu aufbauen. Um die Komplexität dieser Umwandlung zu beherrschen, schlägt Ken vor, Scrum anzuwenden und ein „Agility Team“ zu gründen. Dieses Team ist dafür zuständig, mit „Agile Metrics“ und einem „Practice Backlog“ die Veränderung der Organisation zu fördern und zu unterstützen.Das "Produkt" ist in diesem Fall die agile Organisation selbst, euer Backlog ist eine Liste von Maßnahmen, die euch unterstützen sollen, agiler zu werden. Es bedeutet u.a. entsprechende Strategien, Strukturen, Abläufe und Führungsprinzipien zu implementieren, die Verbesserung ständig nachvollziehen oder Verbesserungspotenziale identifizieren zu können.
Agil zu sein beschränkt sich für viele Manager immer noch "auf Scrum machen". Ken rückt die Tatsache in den Vordergrund, dass Agilität für ein Unternehmen doch mehr bedeutet und er will dem Management Metriken in die Hand geben, um den Grad der Agilität nachvollziehen zu können. Ken schlägt 5 Kategorien von Metriken vor, die zu einem "Agility Index" aggregiert werden:
Wenn "Scrum machen" nicht automatisch bedeutet "agil" zu sein, bleibt Scrum für Ken trotzdem der perfekte Rahmen, um Agiliät zu ermöglichen. Oder um, besser gesagt, den inkrementellen Entwicklungs- und Erkenntnisgewinn transparent zu machen und den nächsten Schritt ableiten zu können.