Das Team ist das zentrale Element in Scrum. Die Chance, über effektive Teamarbeit Synergie zu kreieren, ist allerdings von verschiedenen Variablen abhängig, unter anderem auch von der schnellen und gezielten Entwicklung des jeweiligen Teams. Definierte Teams gestalten immer von sich aus ihren, meist unbewussten, Arbeits- und Sozialprozess, der jedoch durch gesteuerte Teamentwicklung schneller und effizienter verlaufen kann.
Teamentwicklung ist definiert als die gezielte Einwirkung auf die komplexen, offenen und verdeckten Prozesse eines definierten Teams, bezogen auf die Aufgabenstellung, das Struktur- und Beziehungsgefüge und die einzelnen Teammitglieder, zur Optimierung von Arbeitsfähigkeit und Effizienz und der Bearbeitung aktueller Blockaden.Gezielte Teamentwicklung gehört zu den Aufgaben des ScrumMasters, der zur Gestaltung und Umsetzung differenzierte Modelle und Methoden braucht. Ein effektives Instrument in der Teamentwicklung ist das Modell der „Drei Grundwerte sozialer Systeme“ Dieses Modell eignet sich optimal zur Teamprozessanalyse und kann die zentralen Elemente von Dynamiken und Prozessen im Team darstellen
Es ist ein systemisches „Urmodell“, das in vielen Kulturen in ähnlicher Ausprägung vorkommt, und aussagt, dass in allen vorfindbaren sozialen Systemen (Teams) dieses Set der Grundwerte Wissen/Know-how, Ordnung/Struktur, Vertrauen/Beziehung als vorgegeben existiert: Diese Grundwerte sind von zentraler Bedeutung für den Prozess der Selbstorganisation des Systems (Teams). Die zentrale Botschaft dabei ist, dass jeder dieser drei Werte im Team gewürdigt, gelebt und fließend entwickelt werden muss. Sind diese drei Werte in ausgewogener Balance, bedeutet dies für Teams Stabilität und Lebensenergie im Sinne effektiver Selbstorganisation. Entsteht eine Dynamik von Dis-Balance, d.h. ein Wert dominiert überproportional bzw. ein Wert ist sehr schwach ausgeprägt, erleben Teams diesen Zustand als z.T. massive Störung.
Der ScrumMaster in der Teamentwicklerfunktion kann daraus ein Prozessanalyseschema ableiten, das ihm und dem Team ermöglicht, z.B. in Retrospektiven oder Teamentwicklungsworkshops den Ist-Stand zu definieren und Entwicklungsfelder abzuleiten.Ein Teamentwicklungsprofil könnte z.B. folgendermaßen aussehen:
Jedes Team hat ein individuelles Profil, das sich aus der Ausstattung und dem Zusammenwirken der Grundwerte gut ableiten lässt. Dieses Profil kann der ScrumMaster für sich als Beobachtungs- und Diagnoseinstrument entwickeln und nutzen, aber auch mit dem Team gemeinsam er- und bearbeiten. Der Prozess mit einer konsensorientierten Reflexion und Festlegung des Ist- Standes des Teams zwischen den Polen 1 und 10 und der Definition von Entwicklungsfeldern setzt eine fruchtbaren Dialog in Gang und ist damit Teamentwicklung par excellence. Die einzelnen Elemente jedes Grundwertes sind hier beispielhaft dargelegt und können je nach Praxissituation ergänzt werden.Dieter Rösner, Trainer ScrumMaster Pro