Natürlich nutzen wir mittlerweile neben den physischen Taskboards auch JIRA und Co. Doch jedes Mal, wenn ich diese Tools nutze, gehen mir ihre Unzulänglichkeiten auf den Geist. Sie lösen im skalierten Umfeld das eigentliche Problem nicht: Sie helfen nicht, die Kommunikation zwischen den Scrum-Teammitgliedern einer weltweit aufgestellten Organisation zu vereinfachen. Vielmehr sind sie zu Datenbanken, Reporting Tools, perfektionierten Bug Tracking Tools und Forecast Push Systemen degeneriert. Selbst bieten diese Wesen keinen Mehrwert - sie müssen sich der Lebenszeit von Entwicklern und Managern bedienen, um am Leben zu bleiben.Dabei wäre es so einfach, ein wirklich funktionierendes, agiles Scrum-Tool zu entwickeln. Eines nämlich, das Arbeit beschleunigt und Kommunikation erleichtert, statt zu einer Belastung zu werden. Dazu bräuchte es nur ein paar Entwickler, die nach folgendem Rezept das perfekte Scrum-Tool bauen:
Fertig. Alle zu Tisch, so kann man international arbeiten.Ach so: Die Reporting-Funktionalitäten fürs Management lassen wir weg.Fortschritte zeigen wir, indem wir fertige Produkte liefern - wir zeigen es nicht durch abgearbeitete Stories oder Tasks. Das ginge ja, wenn wir das Video-Chat-Programm so ausweiten könnten, dass wir ohne Probleme Demos auch für nicht Firmenmitglieder abhalten könnten.Naja, ich träume. Aber ganz ehrlich, wir brauchen solche Tools. Die Entwicklung in der postindustriellen Netzwerkgesellschaft geht hin zu mehr Remote-Arbeit (work were you are), denn Teams kaufen sich die Kollegen dort ein, wo sie eben wohnen. Einer meiner Bekannten wohnt in St. Pölten (Niederösterreich) und arbeitet täglich für ein kalifornisches Unternehmen als Entwickler - warum auch nicht. Softwareentwicklungs-Teams können das heute. Andere Firmen werden folgen.Wir müssen das möglich machen. Die Teams eines unserer Kunden arbeiten an zwei Orten in den USA, in China, in Indien und in München. Wir brauchen die Infrastruktur, um sie miteinander arbeiten zu lassen - und zwar produktiv. Und nein: Menschen zu einem Umzug oder hunderttausenden Flugmeilen mehr zu zwingen, ist keine wirkliche Alternative - weder steuertechnisch noch aus Sicht der Produktivität. Wissensarbeit braucht den Austausch, das miteinander Denken. Das geht in der Business Class des A380 nicht, da hilft auch die überfüllte Senatoren Lounge nichts mehr. Das ist nichts anderes als verlorene Lebenszeit.Verteiltes, skaliertes und mulitkulturelles, grenzüberschreitendes Arbeiten wird zum Alltag werden. Kleine, schlanke Firmen werden das mit einer Symbiose aus den günstigen Lösungen wie Google HO, Confluence, Evernote und Dropbox stemmen. Große, unbewegliche Konzerne werden folgen - und dafür teure Enterprise Tools einkaufen. Vor allem müssen wir es schaffen, auch den multikulturellen Aspekt zu berücksichtigen. Schweizer, Österreicher und Deutsche - wir sprechen eine Sprache und meinen etwas völlig anderes. Ein elektronisches Board, dessen Sichtbarkeit auf die Größe eines Monitors beschränkt ist, muss also etwas anderes können, als beim Verschieben der Tasks die Farbe zu wechseln.